Warum unser Körper nichts fühlt?

Wie kann es sein, dass so ein massiver Eingriff in die Integrität des eigenen Körpers durch die drohende Impfpflicht von vielen als normal oder sogar berechtigt empfunden wird? Haben wir noch Gefühle in unserem Körper? Ist mit uns irgendwas nicht in Ordnung? Ich erkläre es mit der Trennung der Mutter und des Babys direkt nach der Geburt, die leider heute noch häufig passiert. Für die Generation der heutigen Erwachsenen war das die gängige Praxis. Wir sind fast alle durch diese Trennung gegangen.

Das frühe Trennen nach der Geburt, das Trennen der Mutter und des Neugeborenen ist wie ein Schnitt in die Seele, ein tiefer, schmerzhafter Schnitt, der nie verheilt.

Ein Neugeborenes, nach dem es neun Monate lang im Körper seiner Mutter gelebt hat, im permanenten Kontakt mir ihr, in permanenten Bewegung und Berührung, mit permanenten Versorgung und Wärme, in paradiesischer Nähe und Verbundenheit mit ihr, fühlt sich auch nach der Geburt noch wie ein Teil von ihr. Die Schwangerschaft soll für das Baby weiter gehen, nur außerhalb des Bauches mit der gleichen „Lebensqualität“ wie vorher. Warum soll es plötzlich anders sein? Doch wir moderne Menschen verschwenden unsere Zeit nicht mit unnötigem Liebkosen. Ab Tag 1 geht es nach den Regeln der Gesellschaft zu: nach der Uhr getaktet, streng, hart, gefühllos und isoliert. Das Baby wird weggetragen und sowohl die Mutter als auch das Kind erleiden Trauma. Um nicht zu leiden und um vor Schmerz nicht zu sterben, lernen wir schon früh unsere Gefühle einzufrieren. Wir fühlen unseren Körper nicht mehr, er wird anästhesiert, betäubt, eingefroren.

Die Trennung nach der Geburt ist so gegen die Natur des menschlichen Wesens, dass sie uns umpolt: von Liebe auf Angst, vom Urvertrauen auf Misstrauen, vom Kontakt auf Rückzug, vom Fühlen auf Gehorchen.

Das Tragische ist, wir erinnern uns nicht dran und glauben, dass so wie wir sind, normal sei. Doch jedes Baby, das neu auf die Welt kommt, verlangt immer das Gleiche: bei Mama sein, in ihrem Arm, an ihrer Brust, und erbrüllt es sich, wenn es sein muss. Bewahren wir wenigstens für die nächste Generation ihr intaktes Gefühlsvermögen und bleiben zusammen.

Lasst euch nicht trennen!

 

Zwei neue Interviews auf Instagram TV

Ich möchte euch zwei neue Interviews nicht vorenthalten, die auf IGTV vor kurzem stattgefunden haben. Diesmal hat mir Maria Pacific @liebeundgeborgenheit Fragen zum Thema Muttersein gestellt.

Im ersten Interview geht es um das Wochenbett – diese andere Gefühlswelt, in die wir nach der Geburt oft völlig unvorbereitet katapultiert werden, tiefe Gewässer und die Begegnung mit unseren dunklen Seiten. Erfahre, was Wochenbett mit der Zeit der Trauer gemeinsam hat. Hier geht es zum Interview 1

Im zweiten Interview geht es um den Alltag mit Kleinkindern. Hier strömt ganz andere Energie, oft Konflikt beladen, aufbrausend, frustrierend, sowohl für Kinder, als auch für die Eltern. Aber das muss gar nicht sein und die sogenannte Trotzphase ist nur hausgemacht. Hier geht es zum Interview 2

Während der Pandemie gebären.

Eine ganz besondere Herausforderung, sein Kind in Zeiten der Pandemie zur Welt zu bringen. Im Krankenhaus mussten sich Gebärende schon immer den Arztansagen fügen. Jetzt umso mehr, sogar eine Maske während der Geburt tragen. Das ist unmenschlich und unsinnig. Ich würde mich heute mehr denn je für eine Hausgeburt entscheiden. Wir müssen uns von niemanden sagen lassen, wo und wie wir unsere Kinder gebären, sondern gerade jetzt zu unserer urweiblichen Kraft zurückfinden.

Hier ist eine Fotostrecke von einer Geburtsstation in Italien. Bilder wirken deprimierend, manchmal verzweifelt. Doch auch da ist eine Geburt immer ein bewegendes und emotionales Ereignis.

Milan (Italy), San Raffaele Hospital, model Anne Christensen a few hours before giving birth to her daughter Audrey. In the time of coronavirus it is obligatory to wear a face mask.

Persönlichkeitsverlust im Wochenbett. Und was wir dafür für die neue Weltordnung gewinnen.

Persönlichkeitsverlust im Wochenbett. Und was wir dafür für die neue Weltordnung gewinnen.

Persönlichkeitsverlust im Wochenbett. Und was wir dafür für die neue Weltordnung gewinnen.

Nachdem die Wucht der Geburt abgeebbt ist, sind wir mit einer neuen Situation konfrontiert: aus Eins wurden Zwei. So endgültig und greifbar wie es im Körper geschehen ist, ist es in der Seele aber noch nicht. Die seelische Verwandlung von Eins- zum Zwei-sein geschieht nicht sofort sondern erstreckt sich über die Zeit. Seelisch gesehen sind wir noch lange nicht da, wo der Körper auf einen Schlag schon ist. Jetzt bin ich Mama und nicht mehr die Alte. Aber was für eine Person bin ich jetzt?

Persönlichkeitsverlust

Was uns nach der Geburt zu schaffen macht, ist der Persönlichkeitsverlust. Unser altes Ich fällt in sich zusammen, das Neue muss sich erst formen. Es braucht Zeit. Bis dahin entsteht ein Vakuum, Chaos und das Gefühl der inneren Leere. Wir können nicht mehr mit Sicherheit sagen, wer wir sind, denn das, womit wir uns bis zur Geburt identifiziert hatten, fällt auf einen Schlag weg: das Berufsleben, sozialen Kontakte, Hobbys, das Ausgehen oder Reisen. All diese Dinge waren bis dato die Quelle des positiven Selbstwertgefühls und bescherten uns Anerkennung: brillant im Beruf, beliebt bei den Freunden, bewundert im sozialen Umfeld. Was ist jetzt mit unserem Glanz geschehen? Jetzt, wenn diese Ego-Booster in den Hintergrund treten, fällt uns ihre stützende Kraft erst auf. Abgeschnitten von der Außenwelt, eingeschlossen in unseren vier Wänden, erleiden wir einen harten Entzug. Das Leben da draußen – in der Gesellschaft – zieht an uns vorbei wie im Film und fehlt uns enorm.

Die zerrende Einsamkeit breitet sich im Alltag aus. Das besagte „Dorf“ der Unterstützung fehlt, denn wir leben in Großstädten, entfernt von unseren Herkunftsfamilien (auch das nicht ohne Grund). Wir bekommen kaum Hilfe im Alltag. Der Lebenspartner arbeitet lange und kommt nach Hause spät. Freunde besuchen uns immer seltener, da wir für ihre „erwachsenen“ Themen kein offenes Ohr mehr haben. Auch wir finden sie im Gegenzug plötzlich oberflächlich. Wir schwingen nicht mehr auf der gleichen Wellenlänge, zwischen uns ist eine tiefe Kluft entstanden.

Unser vermeintlicher Erfahrungsschatz, den wir uns durch Studieren und das Berufsleben mühsam erarbeitet hatten, erscheint lächerlich nutzlos angesichts des kleinen Wesens in unserem Arm, das untröstlich weint. Am Abend verschlimmert sich die Situation. Wir sehen der Nacht panisch entgegen und wissen nicht, woran wir uns noch halten können. Kontrollverlust, Hilfslosigkeit, Überforderung, Verzweiflung verschlimmern den Teufelskreis.

Die männlich geprägte Außenwelt

Je stärker wir uns bis zur Geburt mit der Außenwelt identifiziert hatten umso krasser erleiden wir ihr plötzliches Verschwinden. Wir sehnen uns danach, wieder zu der Außenwelt zurückzukehren, schick und schlank auszusehen, geregelten Tagesablauf zu führen, intelligent und fähig zu sein, etwas zu tun, was uns gut gelingt und die Anerkennung dafür zu bekommen. Das Leben in den Tag hinein mit einem kleinen Wesen zusammen, das sich (auf die erwachsene Art und Weise) nicht verständigen kann, laugt uns aus. Am Ende des Tages sind wir geschafft, dabei sehen wir nicht mal sichtbare Ergebnisse unserer „Arbeit“ und können uns dem Feierabend nicht entgegen freuen, denn in der Nacht geht ja die „Schicht“ weiter.

Manche von uns flüchten zurück ins Berufsleben, merken aber schnell, dass sie sich in der männlich dominierten Arbeitswelt plötzlich fehl am Platz fühlen. Die Rückkehr zur Arbeit schien nur eine Erlösung zu sein. Bei der Rückkehr aus der Babypause spüren wir aber, dass wir nicht mehr voll und ganz hierhin gehören. Etwas hat sich in unserem Inneren verändert. Meetings erscheinen uns plötzlich sinnlos, die Aufgaben redundant, Kollegen oberflächlich, Themen unwichtig, während es zuhause einen kleinen Menschen gibt, der uns wirklich, wirklich, wirklich braucht. Was gibt es Wichtigeres, als jetzt bei ihm zu sein? Ein Teil unserer Seele ist zuhause geblieben, bei unserem Baby. Das unsichtbare Band zwischen uns lässt nicht los und zieht uns zurück.

Am Arbeitsplatz erwartet man von uns, dass wir uns wieder in die aktive Arbeitswelt einfügen und wie bisher funktionieren, dass wir unseren Intellekt einsetzen, Ideen haben und energievoll an ihrer Umsetzung arbeiten, dass wir nicht emotional wirken oder womöglich „verändert“. Nein, wir müssen so tun, als wäre nichts Bedeutendes in unserem Leben geschehen, wie nach einem Kurzurlaub. Aber wir sind nicht mehr die Alten, ganz und gar nicht, als hätten wir die dunkle Seite des Mondes gesehen, während alle nur von der hellen Seite sprechen. Wir wissen, dass es sie gibt und können nicht länger so tun, als wüssten wir von nichts.

Es fällt uns auf, wie einseitig unsere Gesellschaft tickt. Sie ist auf die maskuline Energie gepolt – auf das aktive Tun, Durchsetzen und Beherrschen. Hier gewinnt der Stärkere, der Dominantere. Man kumuliert die Macht und das Geld. Die „Schwachen“ müssen sich fügen. Alles weicht diesem einen Ziel – der Macht. Der Kampf um die Gleichberechtigung hat uns eingeredet, dass wir auch so funktionieren müssen. Aber wir wollen niemanden dominieren, niemanden ausbeuten oder auf Kosten anderer Vorteile ergattern.

Die weibliche Energie im Wochenbett

Im Wochenbett öffnet sich uns völlig andere Welt – die Welt der weiblichen Energie: Hier gibt es nicht nur schwarz oder weiß, viel mehr erklingen nun die Zwischentöne und erstrahlen gedämpfte Farben. Es zählen keine Ziele und Ergebnisse, sondern allein das Zusammensein. Die Mutter fühlt sich ohne das Baby unvollständig und das Baby fühlt sich ohne die Mutter haltlos, wie im freien Fall. Hier geht es nicht ums Dominieren sondern um die Verbindung. Die Relikte der männlichen Welt – wie der Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Aktivsein, rationales Denken oder Individualismus – sind in Wochenbett sinnlos, nutzlos und störend. Wenn wir unsere Persönlichkeit auf diesen Relikten aufgebaut hatten, bricht sie im Wochenbett wie ein wackeliges Kartenhaus in sich zusammen und eine brillante Businessfrau ertrinkt im halben Glass Wasser angesichts des weinenden Babys, das sie nicht beruhigt bekommt.

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die andere – die weibliche – Energie in uns aufkommen zu lassen, in das Dunkle einzutauchen, die Zwischentöne wahrzunehmen, das Irrationale gelten zu lassen, Gefühle als real und berechtigt zu akzeptieren, uns vom Baby betören zu lassen, weicher, sanfter und leiser zu werden, uns zu öffnen, uns hinzugeben, halten, wiegen, anschmiegen, schnuppern, berühren, verschmelzen, weinen, lieben.

Womit wir vor der Geburt nicht gerechnet hatten, ist, dass wir uns nach der Geburt von der rationalen Welt da draußen für eine Weile verabschieden werden müssen und in eine andere Welt abtauchen werden. Im Wochenbett ist die „Zivilisation“ nebensächlich, dafür umso mehr das Innenleben, Gefühle und die Verbindung. Jetzt sind wir den Katzen, Hündinnen oder Löwinnen ähnlicher als unseren Ex-Kolleginnen. Das „Muttertier“ ist weich, sensibel, zuhörend und beschützend. Das Wochenbett sind tiefe Gewässer – dunkel und berauschend, wenn alles fließt: der Wochenfluss, die Milch und die Tränen. Wir schämen uns vielleicht dafür, so „unzivilisiert“ zu erscheinen, aber es gibt keinen Grund für Scham. Im Gegenteil – es ist ein Gewinn: Endlich haben wir ein Teil von uns zurückerobert, das lange verborgen war – unsere weibliche, feminine Energie, sie ist subtil, tiefsinnig, emotional, fließend, weich, nährend, sorgend, schützend, behütend, gebend, altruistisch, liebevoll. Hier zählt keine sichtbare Ergebnisse am Ende des Tages sondern das süße Gurgeln des zufriedenen Babys, ein Hauch vom Lächeln in seinem Gesicht und der betörende Duft seiner Haut. Nicht sich Durchsetzen und Gewinnen, sondern Nachgeben, Hingeben, sich öffnen, für einander da sein – eine völlig neue Sicht der Dinge, nicht wahr? 

Im ersten Lebensjahr nährt sich das Baby vor allem der weiblichen Energie, nicht der männlichen. Daher, je weicher und sanfter wir im Wochenbett werden, desto wohler fühlt sich unser Baby mit uns. Dagegen, wenn wir in der männlichen Energie verharren, entfacht sich ein Kampf zwischen uns und dem Baby. 

Das Innenleben kommt hervor.

Jetzt, wo die äußere Welt in den Hintergrund tritt, drückt sich das Innenleben in den Vordergrund. Wir erfahren so viel über uns selbst, wenn wir die Gelegenheit ergreifen, dem verlockenden Ruf der tiefen Gewässer nachzugeben und in sie abzutauchen. Die Geburt hat die Eigenschaft, die Seele der Mutter zu öffnen und all das Verborgene, Vergessene, Verdrängte oder als unwichtig Abgetane, wieder an die Oberfläche zu ziehen. Wenn wir hinschauen, verstehen wir, woher wir kommen und was uns geformt hat. Auch die Wunden und Verletzungen gehören zu uns, es sind unsere Spuren und Narben, die uns zu dem machen, wer wir heute sind. Und das fühlt sich stimmiger und echter an, als all der Glanz der alten Tage. Er war mehr Schein als sein.

Gewinn durch das Wochenbett.

Gerade in der männlich geprägten Welt des Patriarchats, in der wir leben, gehen wir unbewusst davon aus, dass nur die männliche Energie ihre Existenzberechtigung hat und gesellschaftlich akzeptabel ist. Aber genau dieser Irrglaube ist der Nährboden des Patriarchats. Es gibt nicht nur die Sonne und das Licht, sondern auch den Mond und den Schatten, nicht nur das aktive Tun, sondern das passive Dasein, nicht nur das rationale Denken, sondern die Intuition und die Gefühle, nicht nur der Individualismus, sondern die Solidarität, nicht nur das eigene Wohl, sondern das Wohl des anderen, nicht das Durchsetzen, sondern das Zusammensein. 

Ja, wir haben im Wochenbett so manchen Stuck der Fassade abbröseln sehen dafür unser Fundament gestärkt. Wir spüren jetzt deutlicher, was wirklich zählt und lassen uns auf keine Kleinkriege des Egos mehr ein. Wir stehen drüber und merken schnell, welche Menschen ihr Leiden vertuschen und sich auf Kosten anderer besser fühlen wollen.

Wir entwickeln Solidarität unter Frauen, die uns enorm stärkt. Wir haben keine Angst mehr vor unseren Gefühlen, weil wir wissen, dass sie unsere zuverlässigen Leiter sind zu dem, was wirklich zählt. Und das Leben, erscheint so viel reicher und mit mehr Sinn erfüllt, dass die alte „verlorene“ Persönlichkeit ruhig da bleiben kann, wo sie war – im alten Leben.

Dieser Gewinn geschieht nicht automatisch und wir verschenken ihn, wenn wir uns im Wochenbett dafür entscheiden, die neu aufgeblühte Welt zu ignorieren, sie zu verschmälern oder alles auf Hormone abzuschieben. Dann verschwindet diese wunderbare Welt im nu und unser Baby bleibt alleine, auch in unserem Beisein. Wenn man die Kraft und die Mut aufbringt, die Unterstützung und den Zuspruch der Angehörigen genießt, geht man gestärkt und verändert aus dem Wochenbett hervor. Was früher wichtig war, relativiert sich, Prioritäten verschieben sich. Wie vorher sein zu wollen, heißt nur auf einem Bein weiter zu laufen. 

Wenn wir die Welt verändern und das Patriarchat verabschieden wollen, dann müssen wir auf die subtile Musik des Wochenbetts hören. Sie zeigt uns, wie es anders gehen kann – liebevoller, geduldiger, emotionaler und solidarischer.

Im Wochenbett lernen wir, dass man Dinge nicht immer durch aktives Tun lösen muss, sondern manchmal mit dem einfachen für-einander-da-sein; dass die Verbindung unsichtbar ist aber enorme Kraft besitzt; dass die Kommunikation nicht immer Worte braucht und telepathisch sein kann; dass die Kraft des weiblichen Körpers enorm ist; dass es Kräfte jenseits des Sichtbaren und Messbaren gibt, die aber nicht weniger real sind; dass die Liebe und der Schmerz sich nicht gegenseitig ausschließen; dass wir genau so geliebt werden, wie wir sind –  nicht perfekt, gemessen an den Schönheitsidealen, und absolut vollkommen in den Augen des kleinen Menschen in unserem Arm. 

Im Kampf um die Gleichberechtigung verlieren wir oft den Fokus und glauben, das Patriarchat mit gleichen Mitteln schlagen zu müssen. Dabei müssen nicht die Frauen männlicher werden, sondern die Welt insgesamt – weiblicher. Erst dann ist Patriarchat passé und mit ihm die Ausbeutung der Erde. Das Wochenbett macht uns ein Geschenkt, indem es zeigt, wie das geht.

Inga Erchova ist Dipl.-Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin und dreifache Mutter. Erfahre mehr über sie und ihre Arbeitsweise…

Jede Mutter kann glücklich sein

Psychotherapie am Telefon oder über Skype

Nicht immer müssen wir mit dem Therapeuten im gleichen Raum sein. Das Telefon bietet den Vorteil, dass man in vertrauter Umgebung eigener vier Wände bleibt und sich dadurch besser öffnen kann. Bei einer Sitzung über Skype vergisst man oft die räumliche Distanz und einige Zeitzonen Zeitunterschied.

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Wiedersehen mit Barcelona.

Stadtstrand – ein Ort zum Auftanken

Angekommen für ein Wochenende. Der süßliche Geruch der Stadt steigt mir in die Nase beim Aussteigen aus dem Bus am Plaza Catalunya am späten Abend. Der Geruch ist eine Mischung aus Abgasen des Stadtverkehrs und dem Duft der mediterranen Vegetation, Gestank der muffeliger Keller, Kaffee- und Essensgerüche aus Cafés und Restaurants durchdrungen von die Würze auf offener Straße gerauchter Joints.

Diese Stadt lebt auf der Straße. Sie ist ein buntes Taumeln: Taxifahrer warten auf ihre Gäste, Polizisten geben Anweisungen an Touristen, Passanten berühren sich in der Enge fast mit den Ellbogen. Auf der Straße wird gegessen, gehandelt, laut diskutiert, gelacht oder geschimpft. Hier verbringt man viele Stunden am Tag. (Im Vergleich, geht man in Norddeutschland, wo ich gerade lebe, beim chronisch schlechten Wetter nur notgedrungen auf die Straße und kämpft seinen Weg durch den Regen und stürmischen Windböen.)

Barrio Gotico

Barcelona ist sehr dicht und intensiv, wie ein Cortado. Gequetscht zwischen den Bergen auf der einen Seite und dem Meer auf der anderen hat sie keinen Patz, um in die Breite wachsen zu können, also wächst sie in die Dichte und erstickt fast schon an eigener Intensität. Der Blick in die Nachbarsfenster ist so direkt und unverschont, dass ein Gefühl entsteht als lebe man in einer Wohngemeinschaft mit allen Bewohnern der Stadt. Es ist ein Dorf und doch ein Jungle aus Stein, Stahl und Glas, wenn auch recht filigraner und romantisch wirkender Jungle durch die vielen Türmchen und verschnörkelte Architektur.

Mit dieser Stadt verbindet mich mit Sicherheit die zentrale Erfahrung meines Lebens – meine Geburt als Mutter, daher rüttelt der Besuch dieser Stadt viele Gefühle wach und rührt mich tief. Hier trug ich zum ersten Mal stolz meinen Babybauch, durchlebte die erste Geburt, machte erste unsichere Schritte des Mutterseins; besuchte die ersten Spielplätze, die ersten Kinderärzte, Krabbelgruppen und Müttertreffs. Es gibt fast keine Straße in der Stadt, die ich mit dem Kinderwagen nicht durchlaufen bin. Die Straßennamen klingen bekannt und nostalgisch. Und doch ist die Zeit weit weg, und ich bin jetzt viele Erfahrungen weiter.

Barcelona hat ein großes Herz. Bei meinem ersten Besuch der Krabbelgruppe im Hospital de Sant Pau, wo meine Tochter geboren war, schaute mich die leitende Hebamme Nuria liebevoll in die Augen und fragte: „Na, wie geht es dir?“ Sie war tatsächlich die erste Person, die mich mit meiner damals 6 Wochen alten Tochter nach meiner Befindlichkeit fragte. Überwältigt von der Tatsache, dass sich jemand für mich interessiert, fing ich an zu weinen und prompt meldeten sich viele Mütter und boten mir ihre Hilfe an. Es war so rührend und stärkend, dass die Welt für mich von da an völlig anders aussah.

Ich vor dem Hospital de Sant Pau im März 2007

Diese fremde unbekannte Stadt war für mich mein Dorf zum Kindergroßziehen. Die geselligen Omas im Bus lobten laut wie wohlernährt mein Baby war, sowie meine „Engelsgeduld“ im Umgang mir ihr. Unbekannte Frauen am Strand wiesen mich unaufdringlich und liebevoll auf die Gefahren des Sonne hin und boten die Sonnencreme an, Eltern auf den Spielplätzen teilten großzügig ihr Spielzeug mit meiner Tochter. Jeder Mensch, ob Verkäufer, Apotheker, Kinderarztgehilfin, einfache Passanten schienen ein offenes Auge und ein liebes Wort für mich und mein Baby übrig zu haben. Ich fühlte mich umgeben von Liebe, Aufmerksamkeit und menschlicher Wärme. Die Sonne und das Meer berauschten mich täglich und schenkten Energie.

Heute als dreifache Mama mit größerem Erfahrungsschatz besuche ich die Wiege meiner Mutterseele mit Nostalgie und Freude, dass ich den Draht zu ihr nicht verloren habe. Hier leben immer noch gute Freunde und meine Lehrerin Laura Gutman aus Argentinien führt regelmäßig Weiterbildungen in Familientherapie durch, die ich gerne besuche.

Am letzten Abend vor der Abreise ging es zum Abschied noch zu einer Milonga, um mich von den wehmütigen Tangotönen wegtragen zu lassen. Tango ist eine neue Liebe, die ich nun aus Deutschland mitgebracht habe. Das Leben geht weiter und wir auch.

Ich habe mich bei dieser Stadt nie wirklich bedankt, nun möchte ich es tun. Danke, liebe Barcelona, für deinen Charme und dein Charisma, dein großes Herz und die süße romantische Note. Danke, dass du trotz des Platzmangels eine Zuflucht für viele gestrandeten Seelen bietest. Danke, dass du mich so liebevoll aufgenommen hast und dass du immer noch ein Teil von mir bist. Gracias guapa, te quiero mucho.