Ich erinnere mich daran, als meine Schwiegermutter mir das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ geschenkt hat, als sie erfuhr, dass ich und mein damals Baby-Töchterchen in einem Bett schliefen. Ich habe nur innerlich die Augen gerollt, mich bedankt und das Buch beiseite gelegt. Da liegt es noch heute.
Ein Buch – eine Botschaft.
Bücher zu schenken kann eine heikle Angelegenheit sein, denn jedes Buch ist auch eine Botschaft und kann als erhobener Zeigefinger oder ungebetener Ratschlag verstanden werden. Würde ich mein Verhalten aufgrund dieses Buches ändern? Sicherlich nicht. Wir lassen uns nur von etwas überzeugen, was ohnehin die Zustimmung unseres Herzens findet. Wir ändern unsere Ansichten nicht aufgrund von guten Gründen. Die Letzteren sind immer nur eine Rechtfertigung im Nachhinein.
Ich muss zugeben, die meisten mir geschenkten Bücher habe ich nicht gelesen, nur wenn ich einen guten Draht zu der Person hatte, die sie schenkte. Selbst dann war es selten eine Offenbarung. Dagegen Bücher, die ich mir selbst ausgesucht habe, manchmal auch aufgrund einer Empfehlung, entfalten auf mich viel stärkere Wirkung.
Frei von Ideologie.
Kann ich mein eigenes Buch als Geschenk empfehlen? Ja, aber für sich selbst.
Mein Buch “Jede Mutter kann glücklich sein” verkauft keine Ideologie: Es ist weder pro noch kontra jeglicher Regeln oder Überzeugungen bezüglich der Kindererziehung. Es sagt nicht, was richtig ist oder falsch. Es bewertet nichts als gut oder schlecht und kann daher eigentlich gar nicht anecken oder Streit provozieren. Vielmehr hilft mein Buch uns, in die Tiefen der eigenen Seele zu schauen, ihre geheimen Botschaften zu verstehen und Verstrickungen zu durchschauen, in die wir mit unseren Kindern und uns selbst immer und immer wieder geraten. Natürlich muss dafür die Eigenmotivation der Antreiber sein und vielleicht ein gewisser Leidensdruck, weil die Lektüre an die wunden Punkte nahegeht, und wer schnelle Alltagstipps sucht, wird hier nicht fündig.
Am Weihnachten feiern wir die Geburt einer bestimmten Person. Warum können wir nicht unsere eigene Geburt als Mutter ebenfalls feiern? Denn eine Sache ist es, das Kind zu gebären, und eine andere – sich in der Mutterschaft wirklich angekommen zu fühlen.
Nicht jedes Buch ist ein gutes Geschenk. Das beste Buch ist doch das, was man sich selbst schenk. Seinem wahren Ich dabei ein Stück näher zu kommen, ist dabei das größte Geschenk, oder?
Heute zum Geburtstag von Astrid Lindgren möchte ich nicht über Pippi oder Annika schreiben, sondern über Frau Prysselius, von Pippi liebevoll Prusseliese genannt – eine Figur, die wir in den Geschichten von Pippi Langstumpf belächeln und nicht wirklich ernst nehmen, dabei hält sie uns den Spiegel vor und wir belächeln unser eigenes Spiegelbild. Sie ist die Karikatur und Satire auf uns Erwachsene und jeder ist ein bisschen wie sie. Warum das so ist?
Frau Prysselius ist eine zwiespältige Gestalt: auf einer Seite tut sie ehrenvolle Tätigkeit – sie leitet ein Kinderheim und kümmert sich um die Waisenkinder – ein perfektes Aushängeschild. Auf der anderen Seite spüren wir etwas Falsches in ihr. Und ihr Satz: „Sie wissen doch, wie kinderlieb ich bin.“ bringt uns zum Schmunzeln. Sie will ja nur das Beste für Kinder. Stimmt es wirklich? Wer sagt das?
Hier ist eine Szene auf dem Weihnachtsmarkt. Sie jagt Pippi und holt sich Hilfe von den Polizisten mit den Worten:
– Ich möchte, dass sie wenigstens über die Feiertage im Kinderheim ist, sonst habe ich nämlich selbst keine richtige Weihnachtsfreude.
– Sie bekommen Ihre Weihnachtsfreude, Fräulein Prysselius, – antworten die Polizisten.
Pipi bringt Prusselieses Selbstbild als selbstlose Helferin der Kinder ins Schwanken. Man spürt, dass sie ihr Selbstbild um jeden Preis aufrechterhalten will, wie eine Maske, die in Pippis Anwesenheit durchsichtig wird. Die Waisenkinder sind für sie nur ein Instrument, mit dem sie ihr Selbstbild bewahrt. Pippi wehrt sich dagegen, Prusselieses Spielball zu sein und ihrer vorgetäuschten Gestalt Futter zu geben. Und das verärgert Prusseliese: Wie kann so jemand auf freiem Fuß leben? Er gehört doch eingesperrt. Wir alle bearbeiten mit unseren besten Bestrebungen eigentlich nur etwas in uns selbst, auch wenn wir es scheinbar für anderen tun. Wir merken es daran, dass unsere netten Gesten nur „gut gemeint“ bleiben, den anderen aber nicht berühren.
In Prusseliese spüren wir die unendliche Distanz, die Kluft, den Abgrund zwischen der Welt der Erwachsenen und dem Empfinden der Kinder. Als ich klein war, habe ich oft gespürt, dass Erwachsene längst vergessen haben, dass sie selbst einmal Kinder waren. Sie lebten auf einem anderen Planeten, waren mir fremd, hatten kein Einfühlungsvermögen, konnten sich nicht in mich hineinversetzen. Sie waren nur steife, gefühlslose Klötze mit rigiden Vorstellungen über gut oder schlecht. Wir wurden nur aufgefordert, ihren Erwartungen zu entsprechen. Ich habe mir damals fest vorgenommen, mein Empfinden als Kind bis ins Erwachsenenalter nicht zu vergessen, oder besser gesagt nicht zu verlieren.
Wir Erwachsenen wollen scheinbar das Kinderwohl. Doch unter dem Mantel der edlen Absichten verstecken wir etwas anderes – wir versuchen Löcher in unserer Seele zu flicken und tun es in Wirklichkeit für uns selbst, nicht für Kinder. Denn wir schauen nicht in die Kinderseelen hinein, sondern fordern von ihnen, dass diese sich anpassen. Ja, Kinder sind unreif. Ja, sie begeben sich oft unwissend in Schwierigkeiten oder Gefahren. Ja, wir müssen Verantwortung für sie bei manchen Entscheidungen übernehmen. Aber zu oft dient es nur der Rechtfertigung unserer geistigen Abwesenheit in ihrem Leben. Wir sehen Kinder nicht, spüren sie nicht, verstehen sie nicht und drücken ihnen nur unsere Ansichten vom Kinderwohl auf.
Befreien wir uns von den Konventionen und schauen in die realen Kinderseelen hinein. Das können wir allerdings nur, wenn wir uns als Kinder nicht vergessen haben und uns an das Empfinden unserer Kinderseele erinnern. Danke, liebe Astrid, dass du mich in den Momenten, wenn ich mich als Kind vergesse und in meiner erwachsenen Blindheit um mich wüte, wieder daran erinnerst und in die alten Zeiten zurückholst. Das erklärt es, warum mir beim Lesen deiner Bücher so manche Träne entwischt.
Vor einer Woche bin ich nach Berlin gereist, um im Studio von AstroTV in der Live-Sendung “Leichter Leben” als Gast des Tages teil zu nehmen. Ich habe über meine Arbeit als Psychologin für junge Müttern berichtet und über mein vor kurzem erschienenes Buch “Jede Mutter kann glücklich sein”. Es gab eine Verlosung und eine glückliche Gewinnerin. Ich fühlte mich wohl im gemütlichen Studio in Gesellschaft von Kollegen und netten Moderatoren. Die laufenden Kameras wurden nach kürzester Zeit vergessen 🙂 Danke AstroTV für die schöne Erfahrung!
Wie wird man von Werberin zur Psychotherapeutin für Mütter? Viele Frauen ändern ihre Berufspräferenzen nach der Geburt ihres Kindes, nicht nur aus Vereinbarkeitsgründen.
Hier ist meine Geschichte, die auf der Seite Baby Express veröffentlich wurde.
Der Tag der Allerseelen, an dem in der katholischen Kirche an die Verstorbenen gedacht wird, schleicht eher unbemerkt an unserem Alltag vorbei. Wer denkt hier schon gerne an den Tod? Anders ist in Mexiko. Dort zelebrieren am 2. November die Menschen bunte Feierlichkeiten zum “el día de los muertos” (Tag der Toten), vom Trübsal und gedämpfter Stimmung ist dabei keine Spur. Es ist tatsächlich ein Feiertag: die Verstorbenen und ihr Leben werden mit Musik, Tanz und Essen gefeiert. Skelette sind allgegenwärtig, verziert mit Blumen und bunten Farben.
Der Tod ist ein schwieriges Thema für die meisten von uns. Wohl wissend, dass der Tod unmittelbar zum Leben dazugehört, blenden wir ihn im Alltag aus und leben so, als wären wir unsterblich. Auch mit Kindern können wir schwer über ihn reden. Irgendwann im Alter von ca. 3 Jahren begreifen Kindern instinktiv, dass das Leben nicht unendlich dauert: sie erleben Pflanzen, die verwelken, tot getrampelte Insekten auf de Straße oder Todesfälle in der Familie. Sie stellen uns Fragen, haben Angst, uns zu verlieren oder selber zu sterben. Doch der Abschied aus dem Leben hat auch gewisse Faszination. Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Kind vom eigenen Tod genüßlich geträumt hatte und die Vorstellung genoß, wie alle mich vermissten und um mich weinten. Ja, der Tod macht das Leben nicht selbstverständlich und die Menschen, die sich seines Todes bewußt sind, genießen ihr Leben mehr, als wäre es der letzte Tag.
Genau der Tag der Toten steht als Sujet-Hintergrund des Kinderanimationsfilmes “Manolo und das Buch des Lebens”. Manolo ist ein junger Mann – ein Pazifist aus der Familie der Toreros, die seit Generationen im Stierkampf kämpfen. Manolo bricht mit der Tradition seiner Vorfahren, er verzichtet auf sinnloses Töten der Stiere und wird von seiner Familie dafür verachtet. Manolo stirbt und trifft in der Unterwelt auf all die Stiere, die seine Verwandten über Jahrzehnte getötet hatten. Eine blutige Abrechnung naht. Doch statt zu kämpfen entschuldigt sich Manolo für die Taten seiner Vorfahren, als ob es seine wären. Er singt ein Lied. Ganz nebenbei wird die versöhnende Kraft einer Entschuldigung demonstriert, die jeden Kampf überflüssig macht. Der Film ist darüberhinaus eine Liebesgeschichte, das Action kommt nicht zu kurz und der Tod in Gestalt von la muerta sieht zum verlieben schön aus – kein Grund zum Fürchten. Der Film ist gleich schön anzuschauen sowohl für die Kinder als auch für die Eltern, er bietet eine schöne Vorlage für das Unterhalten über das schwierige Thema. Denn, solange die Verstorbenen in unserer Erinnerung leben, sind sie nicht wirklich tot. Und ja, auch nach dem Tod werden wir mit den Früchten unseres Lebens auf der Erde konfrontiert.
Wenn die Dunkelheit der Nacht einbricht, füllen sich die Straßen an diesem Tag mit den Gestalten der Unterwelt: Geister, Untoten, Vampire oder Zombies. Heute dürfen sie all ihre Schaurigkeit offen zur Schau stellen und werden dafür sogar mit Süßem entlohnt. Oder kaufen sich Menschen mit Gaben von ihnen frei?
Nun ja, es ist keine deutsche Tradition und bloß ein importierter Spaß. Viele sträuben sich deshalb dagegen oder sagen offen, dass sie „böse“ Kinder nicht mögen, sondern lieber die braven.
Halloween ist das Zelebrieren der dunklen Seite. Das Jenseits betritt heute unsere helle Welt und wir zeichnen uns das Böse ins Gesicht. An einem Tag im Jahr? Ich bin dabei! Das Dunkle im Leben ist ständig präsent, und es auszublenden schafft es nicht aus der Welt, ganz im Gegenteil. Einen Umgang mit dem Dunklem zu pflegen und Berührungsängste abzubauen halte ich für Seelenhygiene, vom Kind auf. Kein Mensch ist nur gut oder nur böse. Wir haben alle unsere dunklen Seiten – den Schatten. Ihn zu zeigen macht uns nur ehrlicher.
Übrigens, der 31. Oktober wurde von Wissenschaftlern zum Tag der dunklen Materie ernannt, die das gesamte Universum durchdringt, die ganzen 95% von ihm ausmacht und dabei völlig unsichtbar bleibt, beachtlich! Da verdient so eine gewaltige Kraft tatsächlich ein wenig unserer Beachtung, oder?