Psychopharmaka heilt keine Wochenbettdepression.

Psychopharmaka heilt keine Wochenbettdepression.

Psychopharmaka heilt keine Wochenbettdepression.

Immer häufiger werden Wöchnerinnen mit Stimmungstief Psychopharmaka verschrieben. Junge Mütter berichten, dass sie auf ihrer Suche nach Hilfe im Wochenbett in Kliniken leichtfertig Medikamente verschrieben bekommen, ohne dass ihnen nur eine einzige Fragen zur Vorgeschichte gestellt wird. Es verdutzt sogar die betroffenen Frauen, weil sie spüren, dass es nicht die Lösung sein kann.

Manchmal wird die Behandlung mit Psychopharmaka von eignen Angehörigen nahegelegt. Wenn die Mutter nach der Geburt nicht wieder rasch zu funktionieren beginnt, wenn ihre Laune schwankt und sie kein Mutterglück ausstrahlt, dann schürt es Verunsicherung der Familienmitglieder. Sie erwarten außerdem, dass sie die gleiche Person bleibt, die sie vor der Geburt war. Ihre Veränderung beunruhigt, da sie die gewohnten Beziehungsmuster in der Familie in Frage stellt. Eine Mutter, die ihrem seelischen Schatten begegnet, zwingt alle in ihrer Umgebung dazu, sich ihrem eigenen Schatten ebenfalls zu stellen. Es kann eine Zerreisprobe für die Familie werden, denn nicht alle sind dazu bereit.

So kann sich zuhause ein nervenzerrender Kampf entfachen – zwischen dem Alten und den Neuen, zwischen der Veränderung und der Verharrung, zwischen der Aufklärung und der Verleugnung. Im schlimmsten Fall, wenn der Wiederstand der Angehörigen zu groß ist, wird die junge Mutter für krank erklärt, und mit der besagten Wochenbettdepression stigmatisiert. Eine schnelle „Lösung“ des Problems liegt auf der Hand – Psychopharmaka. Das Rezept fliegt leichtfertig über den Tisch des Psychiaters, die Wöchnerin wird ruhiggestellt und alle atmen auf.

Natürlich werden keine Frauen zwangsbehandelt. Es ist auch die eigene Verunsicherung, die uns dazu bewegt, die Familienmitglieder nicht verärgern zu wollen und doch lieber alles beim Alten zu lassen. Hier hat die fehlende Unterstützung der Angehörigen verheerende Wirkung. Aus Angst vor Abwendung und Isolation stimmen wir der Behandlung zu.

Welche Wirkung hat aber die Behandlung mit Psychopharmaka auf die Mutter im Wochenbett? Die Psychopharmaka schalten die unbewussten Regungen der Seele aus. Sie klemmen den Draht zur subtilen Parallelwelt der unbewussten Emotionen ab und machten sie nicht existent. Die Begegnung mit dem seelischen Schatten findet nicht statt. Medikamente situieren die Mutter wieder in der konkreten Welt und lassen sie erscheinen wie vorher – geordnet, kontrolliert und fröhlich, zur Beruhigung aller Angehörigen. Sie kann wieder funktionieren. Die Tränen hören auf zu fließen, der Alltag kehrt zur „Normalität“ zurück. Nur, mit dem Schmerzen verschwindet auch die Erleuchtung. Mit den Tränen vergeht auch ihre heilende Wirkung. Es findet keine Aufarbeitung statt, keine Veränderung und kein persönliches Wachstum. Alles bleibt bei alten eingefahrenen Mustern.

Die Kosten des vermeintlichen Friedens sind sehr hoch: Wir entfernen uns vom eigenen Kind – dem Wesen, das uns, wie wir immer behauptet haben, am wichtigsten ist. Die Lust, in seiner Wellenfrequenz mitzuschwingen verschwindet. Wir sind zwar in der Lage, das Kind maschinell zu versorgen, aber wir verlieren die Fähigkeit, sich mit unserem Baby emotional zu verbinden, mit ihm seelisch zu fusionieren und es intuitiv zu spüren. Das Stillen bricht ab und mit ihm gehen die körperliche Nähe verloren, das Zusammensein jenseits von Raum und Zeit, die Innigkeit, die Sanftmut und die süße Verschmelzung.

Psychopharmaka erschwert die psychotherapeutische Aufarbeitung oder macht sie komplett unmöglich. Es werden in stationären Kliniken zwar Versuche praktiziert, mit medikamentös behandelten Frauen psychotherapeutisch zu arbeiten, aber es können nur Bemühungen sein, die auf der Ebene des Funktionierens im Alltag bleiben. Der Zugang zum seelischen Schatten mit seinen Verletzungen des inneren Kindes bleibt verwehrt. Damit können die schmerzvollen Erfahrungen nicht aufgearbeitet und nicht angenommen werden. Wir mögen zwar mit Hilfe von Psychopharmaka über die dunkelsten Tagen des Wochenbetts hinüberschaffen, unser seelische Konflikte werden aber geduldig auf die nächste Krise warten und sich dann bei der nächsten Gelegenheit wieder zeigen. Es ist daher nur eine Aufschiebung des Problems und nicht seine wirkliche Lösung.

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Inga Erchova ist Dipl.-Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin und dreifache Mutter. Erfahre mehr über sie und ihre Arbeitsweise…

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Nicht immer müssen wir mit dem Therapeuten im gleichen Raum sein. Das Telefon bietet den Vorteil, dass man in vertrauter Umgebung eigener vier Wände bleibt und sich dadurch besser öffnen kann. Bei einer Sitzung über Skype vergisst man oft die räumliche Distanz und einige Zeitzonen Zeitunterschied.

© 2022 Inga Erchova  Kontakt · Impressum · Datenschutz

Geburt in einer maskulinen Welt.

Geburt in einer maskulinen Welt.

Geburt in einer maskulinen Welt.

Wir leben in einer maskulinen Welt. Maskulin bedeutet nicht nur, dass Männer die Politik, die Wirtschaft oder die Kultur dominieren. Es geht viel mehr um die Art und Weise zu denken und zu fühlen, um Ideen, die wir für glaubwürdig oder seriös halten, um die Werte und Ansichten. Auch wir Frauen sind mit männlicher Energie durchdrungen und haben die männlichen Denkmuster angenommen, ohne es zu merken. Männlich heißt aktiv, konkret, rational, individuell, hell, materiell. Weiblich dagegen – passiv, subtil, emotional, gemeinschaftlich, dunkel, spirituell.

Wenn wir die Welt betrachten, dann merken wir, dass die ganze Welt aus Polaritäten besteht: der Tag und die Nacht, warm und kalt, aktiv oder passiv, männlich oder weiblich. Auch unsere seelische Realität ist polarisiert – wir haben eine rechte und eine linke Gehirnhälfte, bewusste und unbewusste Emotionen, Verstand und Intuition, etc. Leider schenken wir in Zeiten des Patriarchats dem maskulinen (rationalen, geradlinigen, logischen) Denken viel mehr Gewicht und Bedeutung als dem Femininen (intuitiven, subtilen, unbewussten und irrationalen). Das letztere tun wir geringschätzend als esoterisch ab.

Unsere westliche Kultur ist eine Eroberungskultur – ohne Wachstum kann die Marktwirtschaft nicht funktionieren. (Zum Glück werden die Anfänge der s. g. “sharing economy” sichtbar, die mehr der weiblichen Energie entsprechen.) Fortschritt, Wissenschaft, Entwicklung sind die Treiber der Kultur, angeheizt durch Adrenalin und Testosteron. Wir suchen nach Konkretem, Greifbarem, Messbarem und Sichtbarem. Selbst wenn wir über Psychologie oder Emotionen sprechen ist das Gehirn das Maß der Dinge. „Die Gestörten reagieren im Gehirn anders als die Gesunden“ – mit so einer Aussage fühlen wir  uns wohl, ohne dass sie irgendeinen Sinn ergibt oder hilft, den Gegenstand besser zu verstehen.

Das hat natürlich Auswirkungen darauf, wie wir Kinder zur Welt bringen – zu mehr als 90 Prozent im Krankenhaus. Die Geburt wird in erster Linie als eine Gefahrsituation gesehen, die eine ärztliche Intervention benötigt. Aus männlicher Sicht wirkt die Wucht der Geburt auch überwältigend und daher beängstigend, aber nur wenn man mit Kräften jenseits des Sichtbaren große Berührungsängste hat. Wir werden im Krankenhaus der weiblichen Energie mit allen Mitteln und Werkzeugen der (männlichen) Schulmedizin beschnitten: Wir werden anästhesiert, an Geräte angeschlossen, überwacht, in eine demütigende passive Position gebracht und unter Zeitdruck gesetzt. Oft werden wir bevormundet oder eingeschüchtert. Doch wir Frauen schenken den Ärzten freiwillig das Vertrauen, dass sie das Beste für uns und unser Baby tun, mehr als wir an uns selbst glauben – an unsere angeborene weibliche Kraft, ein Kind zur Welt zu bringen.

Dabei sind wir während der Geburt mehr denn je ein Teil des großen Universums. Das Baby bewegt sich in einer spiralförmigen Bewegung durch den Geburtskanal ähnlich der spiralförmigen Bewegung einer Sternengalaxie. Der Übergang durch den engen Tunnel von der paradiesischen, feuchten und warmen Welt der Einheit mit der Mutter in die kalte und trockene Welt der Polaritäten ist vielleicht vergleichbar mit dem Einsaugen eines überhitzten und aufgeblähten Sternes durch das schwarze Loch, wenn die Strahlen dieser Umwandlung als Begleiterscheinung so hell werden, dass wir dieses Ereignis nur dadurch wahrnehmen können. Vielleicht lernen wir mit der Zeit, das Strahlen einer gebärenden Frau und ihres Babys wahrzunehmen und es mit Behutsamkeit zu bewahren.

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“Ich habe eine perfekte Mutter.” Warum die Illusion die Besserungschancen mindert.

“Ich habe eine perfekte Mutter.” Warum die Illusion die Besserungschancen mindert.

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„Ich habe eine tolle Mutter!“- höre ich nicht selten von Frauen, die mich bei Stimmungstief im Wochenbett aufsuchen. Sie schwärmen von ihrer Mutter und bezeichnen sie als beste Freundin, großes Vorbild oder Galionsfigur. Ich persönlich fasse diesen Lobgesang mit Latexhandschuhen und langer Pinzette an. Warum glaube ich ihnen kein Wort und warum haben diese Frauen aus meiner Erfahrung geringe Besserungschancen?

Ist es nicht ein Grund zu Freude, fragt der Leser, eine tolle Mutter und eine schöne Kindheit gehabt zu haben? Doch sicher, wenn es stimmt. Nur, wenn wir die Therapiesituation aus der Brille eines Detektiven betrachten, riechen wir sofort, dass etwas nicht zusammenpasst? Was passt nicht zusammen? Der Glaube an die perfekte Mutter passt nicht mit dem heutigen Zustand der jungen Mutter zusammen – ihrer Trauer, ihrer Überforderung bis hin zu Wochenbettdepression. Das Kind schreit, sie kann sich nicht um ihn kümmern, die Muttergefühle stellen sich nicht ein, sie will sich vom Kind lieber entfernen, seinen Nähe ist unerträglich, der Anblick seiner Bedürftigkeit tut weh, sein Verlangen nach Nähe und ihre Fähigkeit es zu bedienen klaffen extrem auseinander, das Stillen wird zur Tortur, das Kind schreit noch mehr, die Welt bricht zusammen und das Leben wird zum Alptraum.

Wenn wir uns im Wochenbett um den Nachwuchs nicht kümmern können, dann ist es ein sicheres Zeichen dafür, dass der Fluss der mütterlichen Energie unterbrochen ist. Wir können nur das geben, was wir selbst bekommen haben – so funktioniert nun mal der seelische Energiefluss. Wenn unsere Reserven an Liebe, Geduld, Zuwendung und Fürsorge leer sind, dann wurden sie nie gefüllt, soviel ist sicher. Doch solange wir es nicht realisieren, tappen wir im Dunklen.

Was ist der Ausweg aus diesem Alptraum? Der Ausweg ist eine Neubewertung der alten Beziehungsmuster und Vorbilder. Unsere Gefühle lügen nicht. Das Wochenbett ist der große Lügentest alter Glaubenssätze.

Doch diese Frauen sind für eine Neubewertung nicht bereit. Sie sind irritiert, gereizt und leisten großen Widerstand. Sie demonstrieren extreme Loyalität und nehmen ihre Mutter in Schutz. Sie sind nicht in der Lage, ihre Handlungen mit ein Wenig Abstand beurteilen zu können. Zu sagen, dass das positive Bild ihrer Mutter für sie wichtig ist, ist eine Untertreibung. Wie ein Wachhund greifen sie alles an, was dieses Bild noch so sanft zu hinterfragen droht.

Übertriebene Reaktionen sind in der Psychotherapie immer ein Zeichen für eine besondere persönliche Bedeutung, verborgene Konflikte, Schutzreaktion oder seelischen Brandherd. Was hängt also am positiven Bild der Mutter alles daran?

Als wir klein waren, war die Bindung zu unserer Mutter überlebenswichtig. Sie ist wie die psychologische Nabelschnur, die uns am Leben hält und ist stärker als Liebe oder Freundschaft. Neugeborene verstehen instinktiv, dass sie auf die Fürsorge eines Erwachsenen angewiesen sind. Sie begreifen, dass wenn es keinen Erwachsenen gibt, der sich um sie kümmert, haben sie keine Chancen in dieser Welt zu überleben. Sie kämpfen um diese Bindung mit aller Kraft. Wenn sie stundenlang schreien, dann ist es genau dieser Kampf um die Zuwendung der Mutter, dass sie endlich kommt und uns rettet. Und wenn die Mutter nicht kommt oder kommt nicht immer oder nur dann, wann sie Lust hat, dann ist die sichere Bindung (und daher das Leben) in Gefahr. Sie ist instabil und unbeständig. Man kann sich nicht auf sie verlassen. Man muss sich immer wieder vergewissern, dass die Bindung noch da ist. Daher „prüfen“ unsichere Kinder immer und immer wieder, ob die Mama jetzt noch kommt, um sich abermals zu vergewissern. Doch je öfter sie rufen, desto mehr ist die Mutter genervt. Eine infantile Mutter reagiert trotzig und geht auf die Forderungen des Kindes nicht ein. Es entsteht eine Abwärtsspirale: Das Kind verlangt immer öfter nach sicherer Bindung, die Mutter verweigert ihm diese und zwingt zur Selbständigkeit, das heißt sie lässt das Kind alleine. Diese Kinder behalten ein lebenslanges Gefühl, dass sie den unberechenbaren Kräften der Welt schutzlos ausgesetzt ist.

Wenn die sichere Bindung zur Mutter nicht möglich ist, dann konstruieren wir diese sichere Bindung nicht selten nur in unserer Vorstellung. Wir glauben fest daran, blenden die Realität aus, denn anders können wir nicht leben. Es entsteht eine Illusion als Überlebensstrategie.

Sind wir besser dran mit dieser Illusion? Ja vielleicht, solange wir keine eigenen Kinder bekommen. Doch „Die Lügen haben kurze Beine“ gilt auch hier. Die Illusion der guten Mutter reicht nur bis zum Zeitpunkt, an dem wir selbst Mütter werden. Dann bricht der gewohnte Lauf der Dinge zusammen.

Was ist die Lösung? Damit wir unsere Kind versorgen und lieben können, müssen wir leider auf die liebgewonnene Illusion verzichten, einen mentalen Re-set durchführen und sich eingestehen, dass wir doch weniger über sich wissen als bisher angenommen und von da an mit einem ehrlichen Blick eine neue Sichtweise auf sich selbst gewinnen.

Leidet dadurch nicht die Beziehung zur eigenen Mutter? Aus meiner Erfahrung wird sie dadurch nur besser – gelöster, ehrlicher, entspannter. Wir verstehen, dass unsere Mutter es nicht anders konnte, weil ihre Mutter es nicht anders konnte, etc. Aber wir können es anders und dann wird es unsere Tochter auch anders können. Was ist uns lieber: der Rockzipfel für das kleine Mädchen oder eine Beziehung auf der Augenhöre zwischen zwei erwachsenen Frauen? Sie entscheiden.

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Für Fachleute auf dem Gebiet der menschlichen Seele.

Für Fachleute auf dem Gebiet der menschlichen Seele.

Uns Psychologen passiert das Gleiche, wie den Menschen, die bei uns Hilfe suchen – wir verdrängen ins Unbewusste die Kleinkriege unseres Egos, die dunklen Seiten unserer Seele. Wir haben Angst vor Offenbarung, nicht nur vor unserem Gegenüber sondern auch vor uns selbst. Dafür gibt uns unser Beruf eine bequeme Position – er richtet die Aufmerksamkeit auf die Probleme des anderen, nicht unsere eigenen.

Die „professionelle“ Einstellung wird als das Zurückhalten vom Privaten aus der Beziehung mit dem Klienten verstanden und drückt sich oft in einer unterkühlten Distanz aus. Die vermeintliche Professionalität wird zu einer Maske, hinter der wir uns verstecken, zur Markierung von Distanz.

Wir hören nicht wirklich zu, sondern warten nur auf Stichwörter, um prompt mit unserem Fachwissen zu glänzen. Das Wissen hilft dann nicht dem Patienten, sondern poliert nur unser Ego auf. Es fühlt sich gut an, Ratschläge zu geben. Wir fühlen uns wichtig und kompetent.

Wir vergessen, dass wir ganz und gar nicht frei indem sind, wie wir die Erzählungen unseres Gegenübers interpretieren, was wir davon überhören und welchen Episoden wir besondere Aufmerksamkeit schenken. Unsere persönliche Linse, durch die wir alles wahrnehmen führt die Regie. Auch unsere „professionelle“ Wahrnehmung ist in Wirklichkeit nur ein Ausschnitt der Realität, nur eine Perspektive – unsere subjektive Sichtweise.

In der Arbeit mit Wöchnerinnen treffen wir auf junge Mütter im Zustand der seelischen Fragilität. Die Geburt reißt nicht nur an ihrem Körper, sie produziert auch in der Seele Risse und Verletzungen, besonders nach einer traumatischen Erfahrung. Aber auch wenn vordergründig alles gut verläuft, ist das Wochenbett die Zeit der Begegnung mit seelischen Untiefen. Der Schatten erwacht und breitet sich ungebremst aus. Unsere Aufgabe besteht darin, Frauen liebevoll, unterstützend und behutsam an ihren Schatten heranzuführen, ihn zusammen anzuschauen und Stück für Stück annehmen zu lassen.

Dies trauen sie sich nur in der Situation kompletten Vertrauens, wenn anstelle von professioneller Belehrung eine menschliche Begegnung stattfindet. Fragen, die zu Reflektion verleiten bewegen mehr als in Beton gegossene Statements. Frauen können sich öffnen, schöpfen Mut, einen schwierigen Weg anzugehen. Wir können sie auf diesem Weg nur ein Stück begleiten und ziehen uns dann mit Respekt und Bescheidenheit zurück.

Das gelingt uns, wenn wir nie aufhören, unseren eigenen Schatten zu erforschen, immer und immer wieder. Wenn wir glauben, es gibt nichts mehr, was wir über uns selbst dazu lernen können, weil wir eine Selbstanalyse in der Therapieausbildung abgeschlossen haben, oder weil wir zur Supervision gehen oder regelmäßig Yoga praktizieren, dann nutzen wir diese nur als Refugium, d. h. als eine Art Selbstberuhigung, um uns mit dem Thema nicht zu befassen. Wenn wir uns selbst nicht mehr anschauen, dann benutzen wir den Raum mit dem Anderen dazu, eigene seelische Baustellen zu behandeln.

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Essstörungen als Folge mütterlicher Dominanz.

Essstörungen als Folge mütterlicher Dominanz.

Essstörungen als Folge mütterlicher Dominanz.

Psychologisch gesehen ist Nahrung – die Mutter. Sie ist etwas was uns nicht nur mit Nährstoffen, sondern auch mit Sicherheit, Geborgenheit und Liebe am Leben hält. So ist es nicht verwunderlich, dass kaum einer von uns ein unproblematisches Verhältnis zum Essen genauso wie zur eigenen Mutter hat, doch manchmal nimmt es fatale Ausmaße an.

Frauen oder Männer, die von der Bulimie oder Magersucht betroffen sind, haben etwas gemeinsam – eine dominante und bestimmende Mutter, deren Wünsche und Forderungen verwüstend sind. Manchmal nimmt es versteckte Formen an, z.B. wenn die Mutter chronisch krank oder selbst ein Gewaltopfer war. Doch selbst dann – auf eine subtile Art und Weise – richtet sie es so ein, dass nur ihre Wünsche und Bedürfnisse die einzigen sind, die eine Berechtigung haben zu existieren. Die Töchter und Söhne wachsen unter ständigem Druck auf, die Erwartungen der Mutter zu erfüllen, immer zu ihrer Unzufriedenheit. Sie haben eine einzige Aufgabe im Leben – sie glücklich zu machen.

(An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es keinen Zweck hat, die Schuldigen zu suchen, sondern die Entstehung der Essstörungen zu verstehen. Die Mütter der Betroffenen hatten keine böse Absicht. Ganz im Gegenteil, subjektiv empfunden, haben sie das Maximum des Möglichen, wie jede andere Mutter auch, für ihre Kinder getan. Sie wurden wiederum von ihren eigenen Mütter emotional vernachlässigt und waren sich dessen nicht bewusst. Die Kette der emotionalen Gewalt wird von Generation zu Generation weiter gegeben, wenn man sie nicht durch Bewusstmachen unterbricht..)

Das Überschwemmen mit eigenen Bedürfnissen der Mutter geht einher mit der extremen Vernachlässigung der Bedürfnisse der Kinder. So wie sich die Magersüchtigen unsichtbar machen, sind sie für ihre Mütter schon immer unsichtbar gewesen. Und so wie sich die bulimischen Frauen nicht gegen Essen wehren können, können sie nichts gegen die Dominanz ihrer Mutter ausrichten.

Die Bulimie und die Magersucht sind zwei Seiten einer Medaille – es sind zwei Überlebensmöglichkeiten angesichts der Abwesenheit von Liebe und Beachtung seitens der eigenen Mutter. Die Magersüchtigen verschließen den Mund, weil es das einzige ist, was sie selbst für sich entscheiden können. Sie finden etwas, wo sie endlich gewinnen können – gegen den eigenen Hunger. Wenn sie Nein zum Essen sagen, sagen sie symbolisch zu ihrer eigenen Mutter „Ich brauche dich nicht, ich komme auch ohne dich klar.“ Magersüchtige tragen den stolzen Blick der Siegerin, auch wenn sie bereit sind, diesen Sieg mit dem Leben zu bezahlen.

Während die bulimischen Frauen gegen das Essen, wie auch gegen ihre Mutter, jedes Mal verlieren. Sie werden vom Essen praktisch aufgefressen. Sie tragen den verschämten Verliererblick. Beide leiden unwahrscheinlich, doch eigentlich nicht unter Bulimie oder Magersucht, sondern unter der Tatsache, ungeliebt und unbeachtet zu sein von der eigenen Mutter.

Literaturhinweis: Laura Gutman, La revolución de las madres.

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Das Baby im Elternbett? Warum die Sorge um die Sicherheit ein Nebenkriegsschauplatz ist.

Das Baby im Elternbett? Warum die Sorge um die Sicherheit ein Nebenkriegsschauplatz ist.

Das Baby im Elternbett? Warum die Sorge um die Sicherheit ein Nebenkriegsschauplatz ist.

Was ist der richtige Schlafort für ein Baby? Wir nehmen stillschweigend an, dass das Baby in sein Bettchen gehört. Diese Vorstellung haben werdende Mütter, wenn sie das Leben mit dem Neugeborenen planen und das zukünftige Kinderzimmer einrichten. Wie könnte es auch anders sein? Wenn man in einen Ausstattungsladen für Babys geht, sieht man ein Meer von Stäbchenbetten mit hübschen Betthimmeln, die alle nahelegen: Da gehört das Baby selbstverständlich hin. Alles andere wäre eine Abweichung von der Norm. Interessanterweise haben wir diese Vorstellung in der Schwangerschaft noch lange bevor wir die Diskussion über die Babysicherheit in aller Wucht mitbekommen. Es ist einfach ein tief verankertes Bild. Die Sicherheitsargumente kommen erst später dazu und rechtfertigen eigentlich nur das Verhalten, das lange vorher festgelegt war.

Wenn das Baby dann da ist, merken wir schnell dass das getrennte Schlafen nicht so leicht klappt, wie wir es uns ausgemalt hatten. Babys werden oft wach und fordern unsere Präsenz ein. Sie wollen und können nicht alleine schlafen. Es fängt das Hadern mit sich selbst, weil die vorgeformte Vorstellung nun ins Schwanken kommt. Darf ich? Darf ich nicht? Ist es gut? Ist es schlecht? Tief im Inneren spüren wir, dass das gemeinsame Schlafen natürlich ist, weil es sich gut anfüllt, und weil das Baby es möchte. Das nächtliche Stillen ist leichter und alle schlafen friedlicher.

Nur nicht zu früh freuen. Jetzt melden sich „Experte“ zum Wort uns sagen: „Es ist gefährlich!“ Der Preis des Vergnügens kann nicht minder sein als die Gefahr des plötzlichen Todes des Säuglings – eine Horrorvorstellung aller Eltern, die schreckliche Angst schürt. Genau erklären können Experte diesen vermeintlichen Zusammenhang jedoch nicht. Faktoren wie die Überhitzung oder der CO2-Rückstoß ziehen bei genauen Untersuchungen nicht.* Was ist also der wahre Grund, der uns davon hindert, mit unserem Baby im Frieden zusammen zu schlafen wie es alle Säugetiere tun, zur Gattung welcher wir Menschen auch gehören?

Im weltweiten kulturellen Vergleich erscheint die Selbstverständlichkeit des separaten Schlafens des Babys gar nicht mehr so selbstverständlich sondern findet nur in den westlichen Kulturen statt. Selbst innerhalb der westlichen Länder schlafen Eltern mit Babys eher zusammen, wenn sie Einwanderer sind oder ihre Wurzeln aus dem nicht-europäischen Ausland stammen.* In Asien, Afrika oder Südamerika ist das gemeinsame Schlafen normal und selbstverständlich. Interessant, dass ausgerechnet in den westlichen Ländern Babys vom plötzlichen Kindstod am häufigsten gefährdet sind. Das Auftreten des Phänomens in Asien z.B. beträgt nur ein Bruchteil der Raten von USA oder Westeuropa.* Unter Tieren ist dieses Phänomen völlig unbekannt. Die Menschenaffenbabys schlafen an der Seite ihrer Mutter bis zum Alter von fünf Jahren, auch wenn die Mutter bereits neuen Nachwuchs hat. Das Phänomen ist daher kultureller Natur, das den Menschen in den westlichen Ländern anhängt.

Was ist also mit uns los – den Westeuropäern und den Nordamerikanern? Was zeichnet die westliche Mentalität aus? Warum fürchten wir uns davor, mit unseren neugeborenen Kindern zusammen zu schlafen?
Unsere westliche Kultur ist auf die Individualität getrimmt, nicht auf die Gemeinschaft oder Solidarität. Sie ist auf das Dominieren des Stärkeren aufgebaut, nicht auf dem Mitgefühl mit dem Schwächeren. Die Durchsetzungskraft im Verdrängungswettbewerb ist erstrebenswert, nicht ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Jeder von uns möchte den möglichst hohen Status und den Wohlstand erreichen und den größten Stück vom Kuchen abhaben. Auch wenn wir alle sehr nett tun, leben wir in permanenter Konkurrenz und laufen ausgestreckten Ellenbogen. Wir halten die Unabhängigkeit für gut und die Abhängigkeit für schlecht, auch wenn es um kleine Kinder geht, die per se abhängig sind. Wir möchten aber, dass sie von uns so schnell wie möglich unabhängig werden, am besten gleich nach der Geburt, dass sie alleine einschlafen, alleine durchschlafen, später alleine spielen und uns bei unserem Erwachsenenleben am liebsten gar nicht stören. Ihre Abhängigkeit von uns fühlt sich an wie ein Klotz am Bein, nicht wahr? Was passt nicht zu dieser Mentalität?

Die Nähe! Die Nähe und Intimität passen nicht in die westliche Mentalität hinein – die Nähe zum Nächsten, die Wärme des menschlichen Körpers und die Intimität der menschlichen Beziehung. Die Nähe lässt die Schutzschilder fallen und offenbart unser verletztes Inneres. Die Nähe bietet Angriffsflächen und macht uns verwundbar. Diese Gesellschaft produziert verletzte Menschen, die nicht in der Lage sind, emotionale Nähe einzugehen. Die Nähe macht uns Angst. Die Nähe tut uns weh.

Und da kommt ein Baby auf die Welt, das nach Nähe schreit. Wir verstehen zwar, dass das Baby es braucht, können es ihm aber nicht geben. Wie täuschen die Nähe nur vor und bleiben emotional weit entfernt. Und wo und wann ist die Nähe so spürbar, so greifbar und so offensichtlich wie beim Schlafen? Im Schlaf sind wir schlapp und wehrlos, die Masken sind abgelegt. Wenn wir mit unserem Baby zusammen schlafen, dann bekennen wir uns zur Nähe zu ihm. Wir sagen und zeigen es offen, dass wir zusammen sein wollen und es auch können, Expertenmeinungen hin oder her. Es geht nicht um die vermeintliche Sicherheit des gemeinsamen Schlafens. Es geht um die Nähe, die wir nicht aushalten können, die uns zu nah geht, die uns zu viel abverlangt und die uns weh tut. Die Nähe, die wir selbst als Kinder so sehr gebraucht und nicht bekommen haben. Jetzt tun wir unseren Kindern das Gleiche an, was uns widerfahren ist und uns emotional abgestumpft hat.

Wenn wir das Baby fragen, wo es schlafen möchte, was zeigt uns das Baby mit seinem Verlangen? Es will in keinem anderen Ort sein, als an der Seite seiner Mutter, auch und vor allem beim Schlafen. Es kann nicht und soll nicht alleine schlafen. Es ist gegen seine Natur und verletzt seine Psyche. Das Baby kommt auf die Welt mit intakten Instinkten, die uns zeigen, was es braucht. Wir müssen blind sein, um nicht zu sehen, was es verlangt und herzlos sein, um ihm es nicht zu geben.

* Quelle: Mother–Infant Cosleeping, Breastfeeding and Sudden Infant Death Syndrome: What Biological Anthropology Has Discovered About Normal Infant Sleep and Pediatric Sleep Medicine. YEARBOOK OF PHYSICAL ANTHROPOLOGY 50:133–161 (2007)

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