von inga | Feb. 4, 2021 | Allgemein, Persönliches Wachstum
Manchmal meldet sie sich zum Wort – die Künstlerin, die ich nicht geworden bin. Irgendwo tief in mir lebt sie noch und möchte sich betätigen, sich zeigen und hegt den heimlichen Wunsch, bewundert werden.
Als Kind habe ich viel gemalt. Ich besaß kaum Spielzeug, dafür Buntstifte und Knete. Ich knetete mir Spielfiguren, malte mir meine Puppen auf Papier und die Kleidung dazu. Ausgeschnitten konnte ich die Kleidungsstücke an die Puppe dranklemmen.
Ich erinnere mich an die Malstunden im Kindergarten. Schon da mussten wir uns am Stillleben versuchen. Ich erfreute mich an meinem Werk, dass mir die Blätter der Pflanze so richtig 3-D gelungen waren. Einmal hatten wir Vorführunterricht mit externen Besuchern. Wir bekamen die extra dafür aus Ton angefertigten Tierfiguren zum Bemalen. Ich musste einem Zebra die Streifen malen. Die Figur war so perfekt und schon mit Schneeweiß grundiert. Ich hatte Berührungsängste. Der erste Griff in den Tuschkasten und der erste Anstrich auf dem weißen Untergrund brachte Schreck mit sich. Ich dachte, ich hatte schwarz genommen, dabei war es braun! Der zweite Versuch – dunkelblau. Verzweiflung stieg in mir hoch. Alle dunklen Farben im Kasten sahen gleich aus. Wo ist hier bitteschön Schwarz? Zum Glück hat die Erzieherin cool reagiert. Ich sollte einfach ein buntes Zebra malen. Was für eine Erleichterung!
Als Kind wurde ich in die Musikschule gegeben um Klavierspielen zu lernen, ohne dass ich je gefragt wurde. Ich habe auch nicht protestiert, sondern mich gefügt. In meiner Schulklasse gab es zwei Mädchen, die zur Kunstschule gegangen sind. Ich habe sie beneidet. Einmal durfte ich zur Kunstschule mitkommen und am Unterricht teilnehmen. Wir zeichneten auch hier ein klassisches Stillleben, diesmal mit einer Milchkanne. Die Atmosphäre in der Kunstschule hat mich fasziniert. Überall standen Bilder und Rahmen, Staffeleien und Farben. Es roch nach Farbe, es war Chaos, es atmete Freiheit. Die Lehrer rauchten in der Küche und kamen mir so menschlich unvollkommen vor. Ganz anders war es in meiner Musikschule. Hier war es aufgeräumt, sauber und streng. Man erwartete Disziplin, Fleiß und viel Üben. Stücke sollen perfekt klingen, da war kein Platz für Fehler. Was in Kunst dagegen ein Fehler ist, ist eine reine Auslegungssache. An diesem einem Tag durfte ich zum Kreis der Kunstlehrlinge gehören und fühlte mich fast wie in einer Zauberschule. An das Feedback der Lehrer zu meinem Versuch kann ich mich heute noch wortgenau erinnern.

Atmosphäre im Malatelier
Noch zeichnete ich in der Freizeit und hatte nach der Schule sogar die Überlegung, Modedesign zu studieren, doch gegen die Absolventen der Kunstschulen hatte ich nicht die geringste Chance. Dieser Zug war endgültig abgefahren.
Heute zeichne oder male ich ab und zu und frage mich, was wäre wenn? Was wäre, wenn ich statt Musikschule in die Kunstschule gegangen wäre? Was wäre aus mir geworden? Hatte ich wirklich Talent? Wie viele Wege sind in uns, die wir nicht gegangen sind? Und diesen einen Weg, den wir gegangen sind, entspricht er wirklich unserem inneren Potenzial und unserer wahren Natur?

P.S: Es gibt übrigens auch noch eine Tänzerin in mir, die ich ebenfalls nicht geworden bin. Aber die Tänzerin in mir ist ein wenig realer, sie übt jede Woche Ballett und Tango und hofft noch auf ihren späten Auftritt. Zum Glück ist Tango recht tolerant, was das Alter angeht, im Ballett wäre die Amateurbühne denkbar. Aber auch wenn nicht, schön dass diese Wünsche und Träume einfach da sind. Sie wärmen die Seele und tragen uns durch so manche Tiefs.
von inga | Jan. 9, 2021 | Allgemein, Erziehung, Rezension
Diese dänische Kinderserie platzt wie eine Wasserbombe inmitten der politisch korrekten Gender neutralen Landschaft der Kinderunterhaltung und lässt uns verdattert aus der Wäsche gucken. So recht auf Anhieb wissen wir nicht, was wir von ihr halten sollen. Sie heißt, frei auf deutsch übersetzt, Peter Pillermann (original John Dillermand) und handelt von einem Mann, der mit seinem Welt längsten Penis so einiges anstellen kann. Die Serie richtet sich an Kinder im Alter von 4 bis ca. 8 Jahren und ist in einer recht primitiven Stop-Motion Art produziert.
Der Penis von John kann sich sowohl selbständig machen und so manchen Unfug anstellen, als auch die Welt retten; er ist sowohl ungezogen als auch eine Superkraft. Rein optisch sieht er eigentlich eher wie ein Schwanz aus, kann sich endlos ausdehnen und dann wieder ganz unauffällig in der Badehose verschwinden. Er ist sowohl peinlich als auch bewundernswert. Sein Besitzer ist ein erwachsener Mann mit Schnurrbart und Bauchansatz, läuft stets im Badeanzug herum und lebt bei seiner Oma.

John Dillermand
Psychoanalytiker hätten in der Serie einiges zu finden, woran sie sich reiben könnten – angefangen vom Penisneid, unerfülltem Sexualleben des erwachsenen Mannes, der strengen Gestalt der Oma oder der Eigenständigkeit des männlichen Gliedes.
Doch einen Normalsterblichen erwischt die Serie tatsächlich kalt, denn wir können keine klare Meinung dazu bilden. Wir können sie weder gut noch schlecht finden. Geschichten sind sowohl skurril als auch witzig, lassen uns lachen und gleichzeitig den Kopf schütteln. Man fragt sich, ist es wirklich wahr, was ich da sehe? Ja, eins ist die Serie auf jeden Fall – mutig – in der Idee, in der Ausführung und im Beschluss zum Ausstrahlen, und zwar auf dem dänischen öffentlich rechtlichen Sender DR. Das wäre im deutschen Fernsehen schier undenkbar gewesen.
Ich erinnere mich, dass ich mich schon immer auf unseren Ferien in Dänemark darüber erfreut habe, wie anders – freier, ungezwungener und gefühlt näher an den Kindern – die dänische Kinderunterhaltung war. Ich denke da nur an das Ins-Bett geh-Programm auf dem Kindersender Ramajang. Sie zeigte keine einlullende, in Watte gepackte Welt, sondern ein Monster im Wald, der gerufen hat, dass er Kinder fressen will und gleich dich holen kommt. Ich war sprachlos und irgendwie befreit. Da, auf dem Bildschirm war das Monster weit weniger bedrohlich, als im eigenen dunklen Zimmer oder noch schlimmer in eigener Vorstellung. Veräußert sind Dinge weit weniger bedrohlich, als in den Tiefen unserer Seele. Das, was uns Kummer macht, ist das Unausgesprochene, Unbewusste, Ungreifbare und Diffuse. Das, was vom Bildschirm auf uns herab prasselt, können wir leicht in den Griff bekommen. Und ist nicht genau das die Aufgabe der Unterhaltung, das Diffuse der Seele greifbar zu machen?
Dass es solche Räume des Romspinnens und freier Aussprache im dänischen Fernsehen gibt, fern und frei von den verbissenen Diskussionen der Erwachsenen, ist ein Segen, um den man die Dänen beneiden kann. Und ihre Kinder gleich mit.
Sehen Sie die Folgen auf Dänisch
von inga | Dez. 21, 2020 | Allgemein, Bewusstsein, Beziehungsfähigkeit, Krise, Seelische Heilung
Ein Rätsel über das Coronavirus werfen zwei Zwillingsbrüder in Italien auf. Beide erkrankten an Covid-19, doch einer kommt glimpflich davon, während der andere um sein Leben kämpfen muss. Was machte den Unterschied aus?
Man suchte nach Unterschieden zwischen den beiden, verglich BMIs, Vorerkrankungen, Blutbild, schlechte Gewohnheiten etc. und fand keine Unterschiede. Kein Wunder, denn man suchte ja nur im Körper. Und identischer könnten sich die beiden körperlich gar nicht sein. Die seelischen Faktoren wurden dabei komplett ausgeblendet.
Ein einziger Unterschied wurde erwähnt, doch ihm wurde keine Bedeutung beigemessen: Derjenige, der leichteren Krankheitsverlauf hatte, ist verheiratet, der andere nicht. Der Single-Bruder wohnt aber mit dem Verheirateten im gleichen Haushalt. Was sagt uns diese Lebenskonstellation?
Die einzige Schlussfolgerung, die die Wissenschaftler aus dem Familienstatus der Brüder gezogen haben, war, dass sich der Verheiratete vielleicht besser ernähre und daher bessere Darmflora hätte? Doch der Single aß ja am gleichen Tisch. Interessant wäre doch, die beiden nach ihrem Charakter, Lebenseinstellungen und anderen seelischen Faktoren zu untersuchen. Psychologen würden da viele einfallen, wie z. B. ihre Elternbezogenheit oder Beziehungsfähigkeit.
Doch die Krankheit entstehe ja nur im Körper, so die Annahme. Wie skurril ist diese Blindheit! Es ist ja wohl offensichtlich, dass das Liebesleben der beiden den Unterschied macht. Der Gesündere lebt in einer festen Partnerschaft, er hat eine Beziehung mit Körperkontakt, Sexualität und seelischem Kontakt! Der andere hängt an seinem Bruder und hat kein eigenes „Nest“ gebaut.
Corona befällt unsere Atemwege und die Lunge – unser Kommunikationsorgan, in dem ständiger Austausch zwischen Innen und Außen stattfindet. Die Lunge ist neben der Haut unser wichtiges Kontaktorgan. Wir atmen immer die gleiche Luft und teilen uns diese. Meine Hypothese an diese Stelle ist, dass der Verheiratete mit dem Kontakt und Austausch besser umgehen kann als sein Bruder.
Dieser Fall gibt uns eine einzigartige Chance, etwas über uns selbst zu erfahren. Doch wir verharren in alten Mustern und alten Sichtweisen und lernen nichts aus der Krise. Warum blenden wir die Seele aus? Warum klammern wir am Bild des Menschen, der nur aus Körper besteht? Warum gehen wir immer noch davon aus, dass Krankheiten wie Fremdkörper willkürlich vom Himmel auf uns fallen?
Dabei passiert die Erkrankung nicht nur durch das Vorhandensein eines Erregers, sondern auch durch unsere Durchlässigkeit und unsere Bereitschaft, den Virus in uns hineinzulassen. Wir versuchen, die Pandemie zu bekämpfen, indem wir Kontakte einschränken, auf Distanz gehen bis hin zur kompletten Vereinsamung. Das ist paradox. Wir müssen uns eher darin üben, kontaktfähiger zu werden, unsere Kontaktbereitschaft zu stärken sowie an unserer Beziehungsfähigkeit arbeiten. Gerade weil das Virus ständig mutiert, kommen wir auch mit einer Impfung nicht dagegen an. Es fordert uns heraus, unsere gesamte Denk- und Lebensweise zu verändern. Wir müssen mehr wie der verheiratete Bruder werden, nicht wie der Vereinsamte.
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/coronavirus-das-corona-raetsel-der-zwillingsbrueder-a-c802a947-98ea-451a-a5e3-1bb75bd7c0bb
von inga | Dez. 13, 2020 | Allgemein, Bewusstsein, inneres Kind, Persönliches Wachstum, Seelische Heilung
Ihr Lieben, heute teile ich mit euch meine letzten Podcasts, die durch Kooperation mit einer Blogger-Mama @espensmama entstanden sind. Sie hat ihr eigenes Spotify-Kanal, in dem Mutterschaftsthemen angesprochen werden, sehr einfühlsam und manchmal schmerzhaft ehrlich, wie das Leben manchmal eben ist.
Von mir hat sie zwei Podcast-Beiträge veröffentlich. In jedem Beitrag sind jeweils zwei Fragen aus der Follower-Gemeinschaft beantwortet worden:
Im ersten Podcast geht es zum einem um das Thema “Wer bin ich?” – darüber, durch welche äußeren Merkmale wir uns oft definieren und wie unser wahres Ich dadurch verloren geht.
Im zweiten Teil beantworte ich die Frage “Was ist, wenn ich mich an nichts Schlimmes aus meiner Kindheit erinnern kann? Wo kann ich ansetzen?” Eine sehr gute Frage und ein sehr häufiger Fall.
Im zweiten Podcast sind ebenfalls zwei Fragen beantwortet. Zum einem “Wie komme ich ins Fühlen?” Was hilft, wenn ich zu verkopft bin und kaum Gefühle zulasse?
Die zweite Frage ist ähnlich und lautet so: “Ich habe mein Dilemma verstanden. Wie komme ich da wieder heraus?” Das ist die Frage nach dem Heilungsweg, bei dem uns der Verstand nur teilweise helfen kann. Die wahre Heilung kommt durch das Fühlen.
Ich wünsche euch viel Spaß mit den Podcasts!
Eure Inga
von inga | Okt. 16, 2020 | Allgemein, Erziehung, Familie, Väter
Heute schreibe ich über die Person der Stunde – die Person, die im Jahr der Pandemie verstärkt ins Rampenlicht geraten ist – über Bill Gates bzw. über ihn und seinen Vater, der ebenfalls Bill Gates heißt, wusstet ihr das? Der Letzte ist vor Kurzem im Alter von 94 Jahren gestorben, und zum Anlass seines Ablebens erschien bei Spiegel ein Artikel und ein Foto vom Vater und dem Sohn. Das Foto weckte mein Interesse und lenkte meine Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf das Verhältnis zwischen den beiden. Wie war die Beziehung zwischen ihnen? Was treibt diese Menschen an? Hat die Persönlichkeit des Sohns und seine Welt umspannenden Ambitionen etwas mit seinem Vater zu tun? Selbstverständlich müssen sie das. Und so machte ich mich auf die Suche mit vielen Fragen im Kopf.
Leider fand ich nur floskelhafte, zurecht gekämmte, nichts sagende Passagen und Parolen über die Weltverbesserung, selbstloses soziales Engagement und Ähnliches. Ich weiß sehr wohl, dass das, was wir öffentlich als unsere Motivation anpreisen, nie der Wahrheit entspricht, auch wenn die Person es selber sogar glaubt. Die wahren Beweggründe unseres Verhaltens sind immer die anderen: Sie rühren aus der Kindheit, wenn wir um die Liebe unserer Eltern gerungen haben, mit ihnen mitlitten, wenn wir ihnen das Leiden abnehmen wollten oder uns um sie gekümmert hatten, als wären wir die Erwachsenen, verzichtend dabei auf unsere Unbeschwertheit. Jeder hat da seine ganz persönliche Geschichte und ganz persönliche Wahrheit. Das, was uns heute antreibt, liegt nicht im Heute, sondern im Damals, und dieses „Damals“ von Bill Gates hat mich interessiert. Und diese persönliche Wahrheit war im Netz nicht zu finden. Ich konnte sie nur mit dem Auge eines Detektives durch das Erscheinungsbild oder Körpersprache der beiden aufspüren.
„Das Geheimnis der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren“, – sagte einmal Oscar Wilde. Wir können uns somit nicht verstecken und sind für alle sichtbar. Mann muss dieses Sichtbare bloß lesen können.
Das erste Foto mit den Beiden im Spiegel erzählte bereits Bänder. Es war dieses hier. (das Foto musste aus urheberrechtlichen Gründen entfernt werden. Bitte googeln Sie selbst auf Spiegel online.)
Ein Patriarch und ein Spund. Selbst in seinem fortgeschrittenen Alter wirkt der Sohn wie ein kleiner Junge, leicht geduckt, als müsste er sich unter Beweis stellen. Und der Vater schaut gnadenvoll und anerkennend auf seinen Sprössling herunter. Was das erste Foto jedoch kaschiert, verraten andere – es ist der gewaltige Größenunterschied zwischen ihnen. Auch im Alter von 94 Jahren wirkt der Vater wie ein Riese (er muss inzwischen ca. 5 cm geschrumpft gewesen sein) und ist fast einen ganzen Kopf größer als sein erwachsener Sohn. Wie muss dieser im wahrsten Sinne des Wortes übergroße Vater auf den jungen Sohn gewirkt haben? Er muss auch im Erwachsenen Alter zu ihm hinaufschauen und kann nie auf die Augenhöhe mit ihm kommen.

Bezeichnend: Die beiden Herren heißen gleich: William (Bill) Gates. Um die beiden zu unterscheiden, fügt man Sr. oder Jr. hinzu. Doch auch das ist nicht wirklich korrekt. Der Vater heißt William Gates II und der Sohn – William Gates III. Eine Dynastie also, dessen Begründer William Gates I völlig unerwähnt bleibt. Selbst das allwissende Internet verrät über ihn nichts!
Und Gates Mutter? Recherchen ergeben eine Banker-Tochter, sehr engagiert in sozialen Projekten, die sie in führenden Positionen ehrgeizig vorangetrieben hat. Offenbar sehr beschäftigt. Über ihre mütterlichen Qualitäten lässt sich nichts erfahren. Ein Hinweis gibt uns jedoch die Diagnose Brustkrebs, an dem sie verstorben ist. Sie Symptomdeutung würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Ich kann nur sagen, dass ich eine stärkere Verbindung zum Vater spüre als zur Mutter. Der Vater wirkt wahrlich wie ein Leuchtturm. So ist meine Empfindung.
Bill Gates Jr. Abschiedsrede zum verstorbenen Vater muss man deuten wie ein Arbeitszeugnis, in dem alles positiv formuliert werden muss. Wir nehmen uns diesen Auszug hier vor: „He always pushed me to try things I hated or didn’t think I could do (swimming and soccer, for example).“ Es zeichnet ein Bild des dominanten Vaters, der keine Rücksicht nimmt auf die sensible und weiche Natur seines Sohnes. Wahrscheinlich war der Junior in solchen zum Kampf auffordernden Situationen überfordert, buchstäblich ins kalte Wasser geworfen; vermutlich fühlte er sich wie ein Versager, der nie Erwartungen seines Vaters erfüllen kann. Diese zwei Fotos bebildern dieses Muster eindrucksvoll: Auf dem ersten Bild redet der Vater auf den Sohn von oben herab ein, der Sohn schaut nicht direkt zu ihm, sondern flüchtet mit dem Blick, weicht aus, sucht die Weite, scheut den Augenkontakt und direkte Konfrontation.

Auf dem zweiten Bild sehen Beide sichtlich bedrückt aus. Eine imaginäre Sprechblase würden hier sagen: „Sorry Dad, ich habe dich wieder enttäuscht.“

Das alte, kindliche Gefühl, nicht zu reichen, nicht genug zu sein, hört nie auf. Es ist mit einem exorbitanten Vermögen nicht zu erlöschen, mit dem Welt umspannenden Erfolg nicht ins Gegenteil zu führen. Es sitzt in den Knochen, tief unter der Haut, es ist im Fundament des ganzen emotionalen Gebäude vergraben und wirkt daraus wie eine permanente Gefahr. Das Haus steht nie stabil und sicher, sondern am Hang, im Erdrutschgebiet oder auf dem Erdplattenriss. Das Gefühl bereitet ungemeine seelischen Schmerzen und drängt nach Heilung.
Vom Adler haben wir das Prinzip der Überkompensierung gelernt – wenn aus einem gefühlten Defizit durch ungemeine Anstrengung und Mobilisierung aller vorhandenen Ressourcen eine fast schon Superkraft entstehen kann. „Die Welt ist nicht genug“ könnte man getrost als Gates Lebensmotto schreiben. Mit seinem Betriebssystem hat er bereit einmal die Welt erobert. Doch er will noch mehr – mit winzigen, genmanipulierten Organismen ganz unter die Haut der Menschen gelangen, ins Blut und bis hin zum Herz. Was für ein Wunsch! Will er so unbewusst zum Herzen seines Vaters durchdringen?
Der Sohn Bill Gates III, schrieb eins: „Wenn dich nächstes Mal jemand fragt, ob du der echte Bill Gates bist, sage ihm, dass du die Summe all der Dinge bist, die der andere sein wollte. (“The next time someone asks you if you’re the real Bill Gates, tell them you’re all the things the other one strives to be.” Gatesnotes.com)
Man kann aber nie jemand anderer werden als man selbst. Es ist Fata Morgana. Und dieser größte Schatz der Welt, sein eigenes Leben unter seinem eigenen Namen zu leben, blieb dem noch so mächtigen und reichem Menschen gestohlen.