Embodiment in aller Munde

Je länger ich als Psychotherapeutin arbeite, desto mehr verspüre ich das Bedürfnis, nicht nur die Seele, sondern auch den ganzen Körper der Klienten in den Prozess der Heilung mit einzubeziehen. Denn das Eine existiert nicht ohne das Andere – die Seele und der Körper sind nicht getrennt, sondern nur zwei Seiten eines Ganzen und sind unzertrennlich. Zum Teil gelingt mir das Einbeziehen des Körpers während der Arbeit mit dem „Inneren Kind“. Hier erinnern wir uns an Erfahrungen aus der vorverbalen Zeit. Dank des Zellengedächtnisses unseres Körpers können wir uns zwar nicht an die konkreten Ereignisse erinnern, sehr wohl jedoch an das überdauernde Gefühl in der Zeit, zum Beispiel das Gefühl gebunden oder verlassen zu sein, in Sicherheit zu sein oder permanent bedroht.

Der Körper kann sprechen und tut es eigentlich die ganze Zeit, wir hören bloß wenig zu. Nur wenn es wehtut, bemerken wir unseren Körper und gehen zum Arzt, aber auch er hört wenig darauf, was der Körper uns eigentlich sagen will, sondern verschreibt etwas, was den Körper wieder schnell zum Schweigen bringt – die Symptombehandlung eben.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich die Sicht der Dinge zunehmend ändert. Das globale Bewusstsein steigt und wir lernen, auf die Signale unseres Körpers zu achten und diese zu lesen. Das gute Beispiel für das steigende Interesse zum Körper unter den Fachmenschen ist die aktuell stattfindende, die erste im russischen Sprachraum Online-Konferenz, die dem Embodiment – also der Körperlichkeit gewidmet ist. Ich fühle mich gesegnet und bin sehr glücklich, dass ich durch meinen mehrsprachigen Hintergrund an dieser Konferenz teilnehmen kann und vom großen Schatz der einsichtsreichen, intelligenten und erfahrenen Fachleute aus unterschiedlichsten Bereichen, die mit dem menschlichen Körper in Kontakt treten, schöpfen kann. Einige Speaker sind aus dem Ausland und sprechen Englisch. Es lohnt sich also der Blick in das Programm, das noch einige Zeit nach dem Schließen der Konferenz in Aufzeichnung verfügbar sein wird.

Und natürlich werde ich schon hoffentlich bald mein professionelles Angebot auf den Körper ausweiten. Angedacht sind z. B. die Tanztherapie (auch als Eltern-Kind-Tanztherapie) und Embodiment-Yoga. Ich werde berichten.

Meine persönliche Geschichte der Schöpfung. Warum sind wir hier? (Teil 1 von 3)

– Mama, wie sind die Menschen entstanden?

Tja, die Fragen unserer Kinder erwischen uns manchmal wie ein Schauerregen.

– Hm, mal überlegen. Die einen sagen, der Gott hat sie nach eigenem Vorbild erschaffen und dann gibt es noch den Herrn Darwin, und er sagt, sie stammen vom Affen ab.

– Und was glaubst du?

Ups, jetzt muss ich mich bekennen und überlege.

Ok, dann verrate ich dir (und euch allen in der Welt) meine ganz persönliche Theorie darüber, wie der Mensch entstanden ist. Die Anregung kam von einem Kinderbuch, das wie mir scheint, eher die naturwissenschaftliche Ansicht der Dinge vermitteln wollte. Aber nur auf den ersten, oberflächlichen Blick.

Es ist das Buch vom klugen Fisch aus der Urzeit, der sehr neugierig war und ans Land gehen wollte, der Pionier sozusagen. Er hat ein Experiment gewagt und sich Füße gebastelt und ist mit ihnen ans Land gegangen. Seine Nachfolger haben die Idee vom Gehen verinnerlicht und ihnen sind letztendlich statt Flossen Füße gewachsen. Von diesen „Landfischen“ sind dann alle anderen Arten entstanden, inklusive der Säugetiere und des Menschen, so das Buch.

Eine Evolution also? Eine Entwicklung, ja! Aber, die entscheidende Frage ist doch, warum die Entwicklung ausgerechnet diese Richtung angenommen hat? Laut Darwin haben Lebewesen ständig aus Zufall mutiert und die glücklich mutierten, konnten sich besser anpassen und haben besser überlebt. Das Wort Zufall hat mich darin aber schon immer gestört. Zufall klingt so Sinn entleert, oder nicht? Zu-Fall! Was fällt uns zu, und warum?

– Warum sind dem klugen Fisch (oder seinen Nachfolgern) die Füße gewachsen?, – frage ich meine Tochter.

– Na, weil er das wollte, – völlig selbstverständlich antwortet sie.

Und das ist der entscheidende Punkt: Weil er das wollte! Der Wunsch, oder besser gesagt, das Bewusstsein war die treibende Kraft dieser Verwandlung. Es fällt uns also das zu, was wir uns wünschen. Das Bewusstsein, das eine Richtung anstrebt, bringt schließlich die Materie dorthin und manifestiert sich in Tatsachen. Daraus schließe ich, dass jemand wollte, dass es Säugetiere und den Menschen und dich und mich gibt, sonst wären wir nicht da. Aber wer war das??? War das etwa der Gott himself? Ich weiß nicht, wer Gott ist und die Gestalt eines alten Mannes mit Bart irritiert mich. Ich mag das Wort Universum viel lieber. Das Universum mit seinem universalen Bewusstsein, das alles durchdringt, klingt für mich angenehm.

Dieses Bewusstsein tragen wir in uns, und so erwünschen und erträumen wir unsere eigene Realität zustande, in der wir leben. Alles was wir um uns herum sehen ist die Verlängerung und die Spiegelung unserer inneren Welt. Und wenn dir dein Leben eher wie ein komischer Zufall vorkommt, so frag dich, warum dir das alles zu-fällt?

Daher ist meine Antwort auf die Frage meiner Tochter weder das eine noch das andere. Es ist viel mehr die Kombination aus beidem: Ja, es war eine Evolution, aber mit einer sehr bestimmten Richtung. Die Richtung der evolutionären Entwicklung ist ein immer höherer Bewusstseinsgrad.

Aber sind wir Menschen nun wirklich die Krönung der Schöpfung? Puh, das ist ein ganz anderes Thema.

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Im zweiten Teil meiner persönlichen Geschichte der Schöpfung lest ihr über das Sterben, und zwar auf eine Art und Weise, wie ihr vielleicht noch nicht über dieses Thema gelesen habt.

Taubennest auf unserem Balkon

Diesen Sommer wurden wir mächtig überrascht, als wir viele kleine Zweige auf unserem Balkon rund um den eingerollten, an der Wand angelehnten Teppich fanden. Der Spur folgend fanden wir schließlich im inneren des Teppichs ein Nest mit zwei kleinen Eier drin. Schon vor Tagen ist uns eine Taube aufgefallen, die immer wieder auf unserem Balkongelände saß, nun wussten wir den Grund – sie hat beschlossen, Nachwuchs auf unserem Balkon zu bekommen.

Es weckte sofort solidarische Gefühle in mir mit dieser Mutter, die voller Angst und Sorge war, und doch so nah bei dem Menschen brüten musste, als hätte sie keinen besseren Platz gefunden. (Vom befreundeten Gärtner weiß ich, dass sie selbst auf den Bäumen keine Taubennester lassen dürfen und sie niederschlagen müssen!) Wir haben beschlossen, das Nest zu behalten, und so haben meine Kinder und ich hautnah erlebt, wie eine Taube ihre Kinder bekommt und wie sie groß werden.

Sicher war der gewählte Platz jedoch nicht und so kippte der Teppich schon beim ersten Sturm um und die beiden Eier gingen zu Bruch. Kurze Zeit später lagen im bereits flach liegenden Teppich zwei neue Eier! Mit beeindruckender Entschlossenheit saß die Taube Tag und Nacht auf ihren Eiern und rührte sich nicht vom Fleck. Ab und zu hat sie an den Zweigen ihres Nestes gezupft und geknabbert. Ich glaube, das war das Einzige, was sie in dieser Zeit zu sich genommen hat. Wie selbstlos!

Einige Wochen später war es so weit – ein Küken war geschlüpft. Doch es stimmte etwas nicht. Es lag nur auf der Seite, atmete schwer und hat ganz schwach den Schnabel aufgerissen. Es wirkte unreif und nicht lebensfähig. Die Taube hat das Küken nicht gefüttert. Sie saß davor und hat es angeschaut. Zwei Tage lag das neugeborene Küken im Sterben. Es hat den Schnabel nicht mehr aufgerissen aber noch sehr lange geatmet und irgendwann nicht mehr. Die Muttertaube saß noch zwei Tage vor dem toten Küken regungslos. Ich konnte ihre Trauer spüren.

Nach zwei Tagen hat sie das tote Küken mit den Zweigen zugedeckt und war wieder voller Leben. Das zweite Küken war da. Im inneren des Teppichs saß noch ein Wesen – viel größer und flauschiger als das Erste. Es stand auf eigenen Beinen und schwappte leicht hin und her. Meine Kinder waren entzückt. Nun ging das Geschäft los – im wahrsten Sinne des Wortes. Bis dato hatten wir von der Taube keinen einzigen Fleck auf dem Balkon gesehen, aber jetzt war es immer voller. Oh, je! Die Taube war beschäftigt, das Futter heranzuschaffen, und aß selber endlich wieder. Oft saßen die beiden abends einfach neben einander – die Mamataube und der „Flauschiball“ gemütlich beisammen. Meine Kinder riefen überglücklich: „Oh, wie süß!“

Das Kind wuchs heran und der Flaum weichte langsam den Federn, zuerst am Schwanz und dann an den Flügeln spießten die Federspitzen und die neue Taube bekam Gestalt. „Mama, das Küken sieht ja schon wie eine richtige Taube aus“, – stellten die Kinder fest. Die Mama war immer seltener da, übernachtete aber noch zusammen mit ihrem Kind. Irgendwann kam sie auch nachts nicht mehr „heim“ und das Küken war überwiegend alleine. Man sah die Mama-Taube mit der Papa-Taube wieder vereint und am Turteln auf dem Dach gegenüber. Die beiden genossen sichtbar wieder ihre Zweisamkeit. Ab und zu besuchten sie zusammen ihr Nachwuchs und das Kind war aus dem Häuschen vor Freude. Es schmuste Schnabel an Schnabel mit den Eltern, gab freudige Lauten von sich und konnte nicht genug bekommen. Die Freude war überschwänglich. Wie ähnlich alle Kinder doch sind, dachte ich mir.

Irgendwann kamen die Eltern zu Besuch, setzten sich aber nicht mehr zum Nest, sondern nur auf das Gelände. „Mama, ich glaube, sie wollen ihr Kind herauslocken“, – sagte meine Tochter. Die junge Taube streckte immer wieder ihre Flügel aus und flatterte auf das Teppichdach und wieder herunter. Irgendwann war ich mir nicht mehr sicher, ob es einer der Eltern oder vielleicht das Kind selbst auf dem Gelände saß.

Und nun seit einigen Tagen ist der Balkon wieder unbewohnt. Das Nest ist verlassen und das Küken ist da draußen in der Welt. Wir erkennen es noch an seinem nicht ganz so geschmeidigen Flug und am unbeholfenen Landen auf dem Dach gegenüber. „Die Taube fliegt ja noch wie ein Anfänger.“ Ja, aber sie fliegt, erkundet die Umgebung, bestaunt andere Vögel und lebt jetzt ein ganz normales Leben einer Taube.

Es hat keine zwei Monate gedauert vom Eierlegen bis die junge Taube ihr Nest verlassen hat. Den leeren Teppich kann ich endlich wieder entsorgen. Was für eine Geschichte! Wir sind erleichtert und glücklich. Wer hätte gedacht, dass das Kinderkriegen einer Taube unserem doch so ähnlich ist?

Die Reise zu den Wurzeln.

Wir habe es getan – drei Wochen lang habe ich mit meinen drei Kindern Russland bereist. Vier Städte haben wir besucht: Kazan und Joschkar-Ola an der Wolga, danach Moskau und St. Petersburg. Wir sind mit Booten und Schlafzügen gefahren, unbekannte private Mitfahrt für 300 km in Anspruch genommen, mit schweren Koffern mit der U-Bahn gefahren, die Wolga und Leninstatuen gesehen, Kunstgalerien, königliche Residenzen und einfache private Ein-Zimmer-Wohnungen besucht. Bunter könnte es kaum gewesen sein.

Zugegeben, im Züge der Reisevorbereitung hatte ich weiche Knie: Ob alle Schnittstellen und Überfahrten klappen werden, ob ich mich mit dem Geld nicht verkalkuliert habe und natürlich, wie meine Kinder das unbekannte Land erleben werden? Sie waren noch nie vorher in Russland und hatten noch nie ihre russischen Großeltern und die Tante live erlebt (durch Skype natürlich schon). Sie sprechen kein Russisch und waren „Ausländer“ in meinem Herkunftsland.

Ich war auch aufgeregt, nach elf Jahren meine Eltern wieder zu sehen. Wir hatten früher kein einfaches Verhältnis (nicht umsonst zieht man ja Tausende Kilometer von seiner Herkunftsfamilie weg) und ich hatte die Sorge, ob die alten Themen nicht wie eine Wand wieder zwischen uns wachsen werden. Doch die Begegnung und die gemeinsamen Tage verliefen in gelöster und guter Stimmung. Meine Kinder hatten keine Berührungsängste mit ihrer bisher unbekannten Verwandtschaft. Die Sprachbarriere stellte kein so großes Problem dar, besonders mit der dreijährigen russischen Nichte. Ich habe meine Kinder aufgeschlossen für Neues erlebt.

Uns so ist das Reisen – man verlässt sein gewohntes Umfeld und schaut über den Tellerrand hinaus. Zurück in unsere überschaubare Kleinstadt kamen wir ein wenig verändert, bereichert und ein ganzes Stück gereift. Nun kann uns der Alltag wieder einholen.

Erster Bondingkongress Schweiz

Heute startet der 1. Schweizer Bondingkongress als online-Kongress. Ich werde mit einem aufgezeichneten Beitrag darin zu sehen sein. In meinem Beitrag geht es darum, wie unser inneres Kind erwacht, wenn wir Mütter werden. Ich hoffe, viele von euch schalten sich ein! Seid dabei! Hier geht es zum Kongress: https://bonding-kongress.ch